Good Night Stories for Rebel Girls 2: Mehr außergewöhnliche Frauen


Die Autorinnen Elena Favilli und Francesca Cavallo wurden mit ihrem Buch über außergewöhnliche Frauen, die ihren eigenen Weg gingen und gesellschaftlichen Zwängen trotzten, selbst zu Pionierinnen. Die Good Night Stories for Rebel Girls haben am Kinderbuchmarkt eingeschlagen wie eine Bombe. Das Buch ist absolut omnipräsent, es ist wohl DAS Kinderbuch zum Thema Frauen, Feminismus und Rollenbilder, das einhellig gelobt und empfohlen wird.

Der Weg zur in den Kinderbuchregalen ist allerdings noch ein sehr weiter. Seit dem Erscheinen der Stories, ist vor allem eine Entwicklung zu bemerken, nämlich dass viele Verlage vom Erfolgskuchen mitnaschen wollen und dem Original sehr ähnliche Bücher veröffentlichen: Sammelbände mit Kurzbiographien von Frauen, toll illustriert. Gendermarketing sei Dank, gibt es sogar eine weniger gut gelungene Boys-Variante davon.

Auch Favilli und Cavallo hatten noch nicht genug und brachten einen zweiten Band heraus. Es ist ihnen im ersten Werk schon gelungen, eine große Bandbreite an Frauen aus verschiedensten Bereichen und Epochen und von unterschiedlicher Herkunft vorzustellen. Nach dem Erscheinen, übermittelten ihnen Leser_innen zahlreiche Vorschläge, wen sie unbedingt noch portraitieren sollten. So wurde Band 2 noch einmal diverser und inklusiver, als der erste Band sowieso schon war. Dabei ist unter anderem die italienische Widerstandskämpferin Claudia Ruggerini, die in der deutschen Ausgabe des ersten Bandes Angela Merkel weichen musste, die australischen Schwestern Molly Kelly, Daisy Kadibill und Gracie Fields, die sich im Kindesalter aus einem Lager für „Mischlingskinder“ (sie hatten einen weißen Vater und eine Aborigines-Mutter) selbst befreiten, eine amerikanische Feuerwehrfrau mit thailändischen Wurzeln und die liberianische Friedensaktivistin Leymah Gbowee. Auch zwei Frauen mit Behinderung werden vorgestellt: Zum einen Beatrice Vio, eine italienische Fechterin, der im Kindesalter sowohl Unterschenkel als auch Unterarme amputiert wurden und die amerikanische Schauspielerin Lauren Potter, die mit Down-Syndrom lebt.

Meine Highlights sind, neben der großen der vorgestellten Frauen, die wundervollen und vielfältigen Illustrationen der unterschiedlichen Künstlerinnen. Die Kurzbiographien sind sprachlich einfach gehalten aber inhaltlich (vor allem wegen ihrer Kürze) komplex und verlangen entweder nach viel Vorwissen oder weiterführender Recherche. Oft streifen sie sehr heikle und sensible Themen an. Die für mich perfekte Zielgruppe dafür habe ich mittlerweile gefunden. Sehr gerne lese ich das Buch mit Kindern und Jugendlichen ab 11 Jahren, die Deutsch nicht als Erstsprache haben. Besonders faszinieren sie die Geschichten der Frauen, die zwar dieselben Herkunftsländern wie sie (oder ihre Eltern) haben, von denen sie bislang aber noch nie etwas gehört haben. Dazu zählen zum Beispiel die türkische Singer-Songwriterin Selda Bağcan, die afghanische Graffiti-Künstlerin Shamsia Hassani, die serbische Performancekünstlerin Marina Abramovic und die jesidische Menschenrechtsaktivistin aus dem Irak, Nadia Murad. Diese Leseerlebnisse sind für die Kinder motivierend und inspirierend und allein dafür gebührt Favilli und Cavallo Dank – für das Schaffen von feministischen Bewusstsein in der Mainstreamkinderbuchwelt sowieso.

Elena Favilli, Francesca Cavallo: 2: Mehr außergewöhnliche Frauen
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann
224 Seite, 24 Euro, ab 10 Jahren
2018

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