Sehnsuchtskind & Samenspende: Zwei Mamas für Oscar

Für den Beitrag „Prinzessinnen und Mütter “ habe ich sämtliche Kinderbücher, in denen lesbische Frauen eine Rolle spielen, zusammengetragen. Ich freue mich, dass ich die Sammlung um ein neues Werk aus einem gar nicht mal so kleinen Verlag ergänzen kann: Im -Verlag ist kürzlich Zwei Mamas für Oscar erschienen.

© Illustrationen von Annabelle von Sperber aus „Zwei Mamas für Oscar“, Ellermann, Hamburg 2018

„Wenn zwei Frauen ein bekommen wollen und keine von den beiden einen Penis hat, müssen sie sich den Samen woanders holen. Vielleicht bekommen sie ihn von einem Mann geschenkt.“

Genau ist Oscar entstanden. Er ist das Sehnsuchtskind, das sich seine beiden Mamas Bine und Lina schon lange wünschen, so sehr, dass nach einer Weile ihre Sehnsucht richtig  schmerzt. Das befreundete Paar Leonore und Hans spürt die riesengroße Traurigkeit der beiden und bietet an, etwas von Hans’ Samen herzuschenken. Damit machen Bine und Lina ein Baby. Das funktioniert ungefähr so, wie Hans und Leonore die kleine Tilly gezeugt haben. Also zumindest so ähnlich…  Am Ende ist Oscar da – und so wird aus dem Wunsch ein großes Wunder .Gleich vier Menschen freuen sich darüber!

Ich war anfangs leicht skeptisch, weil mir das Cover etwas kitschig schien. Nach einem Blick ins Buch war ich aber vollends begeistert. Die Illustrationen sind liebevoll, detailreich und auch ziemlich cool: Bei den Protagonist_innen sind allerhand Vielfaltsmerkmale wiederzufinden: Lina ist dick und hat hat Tattoos (an eine dicke und tätowierte positiv dargestellte Figur in einem kann ich mich bislang überhaupt nicht erinnern), Samenspender Hans trägt Dutt und scheint ein fürsorglicher Papa für seine Töchter Tilly und Frieda zu sein und seine Partnerin Leonore ist eine Woman of Color. Richtig überrascht und entzückt hat mich die Aufklärungs-Doppelseite im Anhang. Sehr explizit wird gezeigt wie ein wirklich gemacht wird. Einmal durch -Sex und einmal durch Homo-Heiminsemination. Whoa! Das Buch könnte somit eine gute Ergänzung zu dem Nicht-Heteronormativen Aufklärungsbuch So entsteht ein Baby sein.

Zwei Mamas für Oscar ist ein großartiges, berührendes und zeitgemäßes Aufklärungsbuch, das einen Blick über den heteronormativen Tellerrand ermöglicht. Mir fällt es schwer eine Altersempfehlung abzugeben. Die Geschichte selbst ist auf jeden Fall für ab etwa 3 Jahren geeignet. Was den Aufklärungsteil betrifft, kommt es wohl auf Bereitschaft der vorlesende Person an, sich altersgerecht auf die Materie einzulassen.

Susanne Scheerer,  Annabelle von Sperber: Zwei Mamas für Oscar (ellermann, 2018)

6 thoughts on “Sehnsuchtskind & Samenspende: Zwei Mamas für Oscar

  1. Hallo in die Runde,

    ich war sehr neugierig auf das Buch und kann der Kritik dahingehend unbedingt zustimmen, dass die Illustrationen wirklich gelungen sind und sich jemand diesem Thema einmal wirklich anders nähert.

    Jedoch ist bei dem Frauenpaar erneut das Klischee einer kurzhaarigen Tätowierten, also eher maskulin wirkenden, und dem langhaarigen Pendant bedient. Das wäre allerdings durchaus zu verschmerzen.

    Was ich wirklich als schwierig empfinde, ist tatsächlich die Alterseignung – auf der einen Seite kann ich die ab 3 Jahre, vielleicht eher 4 unterschreiben, aber durch die doch unverblümten Aufklärungsbestandteile ist es auch erst weitaus später anzudenken und dann passt es wieder nicht mit dem Rest…

    Des weiteren besteht die andere – hier in der Rezension nicht beschriebene – Hälfte des Buches darin, ausführlichst aufzuzeigen, auf welche Weisen das Paar nun erst einmal alternativ versucht, ‚ein Kind zu machen‘ (u.a. Pusteblumen, aus Sand backen, usw.). Das befremdet im Gesamtkontext doch wiederum sehr. Auch der ‚Samen-Eimer’ von Hans lässt mich eher den Kopf schütteln… immer vor dem Hintergrund, dass ein kleines Kind diesen Kontrast von Humorigen? und ernsthafter Aufklärung wechseln können muss.

    Vielleicht bin ich zu verkopft, aber wir werden es leider leider nicht in den Gebrauch bringen. Wirklich schade.

  2. Also ich finde den expliziten Aufklärungsteil des Buches auch schon für Kinder ab 3-4 Jahren geeignet. Gerade in diesem Alter haben meine Kinder so viel nachgefragt und wollten alles ganz genau wissen. Wichtig finde ich das Buch generell nur anzubieten wenn das Thema „wie entstehen Kinder?“ gerade spannend ist. Und nicht einfach „nur“ so weil es so schön ist.

  3. Ich finde es gut, dass es dieses Buch gibt zu dem Thema Samenspende und lesbische Elternkonstellation. Gleichzeitig stimme ich dem zu, dass ich die Pusteblumen Beschreibung etc. nicht so gelungen finde. Es nimmt dem ganzen auf eine Art die Ernsthaftigkeit und Ironie für Kinder in dem Alter zu begreifen ist doch sehr schwer. Auch finde es es nicht gut, dass die Darstellung auf der letzten Seite zunächst einen “klassischen” Geschlechtverkehr zeigt, in dem beide Menschen nackt sind und danach eine Befruchtung durch eine Spritze, bei der die Menschen angezogen sind. Das nimmt dem ganzen die Darstellung der Sinnlichkeit, die durchaus auch bei Menschen vorhanden sind, die auf diese Art den Akt der Befruchtung vollziehen. Ich würde das Buch daher leider nicht empfehlen und hoffe auf weitere Bücher in diesem Themenbereich.

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