Tornados sind unberechenbar. Genauso fühlt sich auch das Leben für Frankie an. Sie geht in die siebte Klasse und lebt mit ihrer Mutter, deren Freund und ihrer Zwillingsschwester im Küstenort Long Beach. Direkt vor der Tür fängt laut einem Schild der längste Strand der Welt an, mit oft wilden Wellen, die Frankie beruhigen können, auch wenn ein Tornado in ihrem Kopf tobt. Seit ein paar Monaten ist ihr Leben sehr durcheinander, da kann es schonmal zu Starkwind kommen. Als ihre ehemals beste Freundin spurlos verschwindet, macht Frankie es sich zur Aufgabe, alles zu tun, um dabei zu helfen, Collette zu finden. Bei ihrer Detektivinnenarbeit findet sie nicht nur wichtige Hinweise auf den Verbleib ihrer Freundin, sondern auch den Mut, inneren Wunden Platz zu machen.
Cat Patrick erzählt die berührende Geschichte eines Mädchens, das versucht, sich in einer Welt zurecht zu finden, in der sie ständig den Tornado in ihrem Kopf abfedern muss, um andere nicht vor deren Kopf zu stoßen. Während Frankies Mutter ihr Gehirn als besonders bezeichnet, nennt sie der Psychiater neurologisch krank.
“Fakt: Ein Tornado dauert durschnittlich weniger als zehn Minuten, auch wenn es einem länger vorkommt.”
Als Leser:innen folgen wir nicht nur Frankie und ihrer Schwester auf der Suche nach ihrer Freundin, sondern auch ihrem inneren Hin- und Hergerissensein. Sie fühlt sich alleine und fürchtet Nähe; das Chaos das entsteht, wenn andere Menschen in ihrer Nähe sind, scheint oft unbezwingbar. Und doch lernt sie beständig, ihre Beruhigungstaktiken einzusetzen und sich wieder Schritt für Schritt anderen zu nähern.
Der Roman zeigt auf, wie wichtig Freund:innenschaft, Geschwisterverbindung und Familie sind und wie kompliziert sie das Leben gleichzeitig machen.
Frankie erinnert mich daran, wie wichtig es ist, eigene Umgangsformen für den Tornado im eigenen Kopf zu finden.
Cat Patrick „Tornado im Kopf” (aus dem Englischen von Petra Knese. Beltz & Gelberg, 271 S., 15 Euro, ab 11 Jahren)