Was würde Rosa Parks tun?

Die Good Night Stories for Rebel Girls haben am Kinderbuchmarkt eingeschlagen wie eine Bombe. Ich habe mir vor allem gewünscht, dass das dazu beiträgt, dass in Zukunft mehr starke, kluge, spannende und rebellische weibliche Charaktere in der herkömmlichen Kinderliteratur eine Rolle spielen werden. Im besten Fall sollte es ein Meilenstein auf dem dem Weg zu einer neuen Generation Kinderbuchprotagonistinnen sein. Davon konnte ich bislang allerdings noch nicht so viel bemerken. Was ich stattdessen festgestellt habe: Sämtliche Verlage bringen ganz ähnliche Werke heraus, nämlich Sammelbiographien von berühmten Frauen. Manche sind besser als das Original, manche schlechter.

Power Women gehört auf jeden Fall zu Ersteren. Die Auswahl der aus unterschiedlichen Epochen und Ländern ist sehr gelungen, die Illustrationen von verschiedenen Künstler_innen sind schön anzusehen und die Lebensgeschichten sind, was Komplexität und Länge betrifft (im Gegensatz zu den Good Night Stories)  absolut zielgruppengerecht aufbereitet (ab etwa 10 Jahren nämlich). Auch Kontroversen in den Lebensgeschichten werden nicht verschwiegen. Gemeinsam haben die portraitierten vor allem, dass sie sich geweigert haben, Männern den Lauf der Geschichte zu überlassen.

Beachtenswert finde ich, wie die Autorin den Bezug zum Hier und Jetzt herstellt: Unter jeder Biographie findet sich ein Abschnitt in dem die Power Women  fiktive Praxistipps  geben. Was würde die einzigartige Architektin Zaha Hadid zu Gruppenzwang sagen? Oder Künstlerin Frida Kahlo zu den unerreichbaren Schönheitsidealen, die die Medien propagieren? Oder Raumfahrt-Pionierin Valentina Tereschkowa zu Zweifel bei Berufsvorstellungen? Meistens raten die den jungen Leserinnen: Sei du selbst! Stehe für dich ein! Mach dein Ding!

Power Women ein inspirierendes und fabelhaftes für alle die sich auch in Zukunft weigern werden Männern den Lauf der Geschichte zu überlassen.

Mein einziger Kritikpunkt: Ich habe damit gerechnet dass unter den Biografien der Fluchthelferin Harriet Tubmann oder der Bürger_innenrechtlerin Rosa Parks Praxisstrategien zum Umgang mit Rassismus gegeben werden. Dieser wird allerdings nicht beim Namen genannt sondern mit Ausgrenzung und Mobbing umschrieben. Rassismus nicht zu thematisieren ist ein Privileg derer, die davon nicht betroffen sind. Schade, dass an dieser Stelle diese sehr naheliegend Möglichkeit nicht genutzt wurde!

Kay Woodward: Power Women. Geniale Ideen mutiger (arsEdition)

 

 

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