Wolf ist nach den Vorlesebüchern Hey hey hey Taxi und Panda-Band das dritte Kinderbuch von dem Erwachsenenbuchpreisträger Saša Stanišić. Es ist ein spannender Kinderroman zum Selberlesen. Das Buchcover und die gelb-schwarzen Illustrationen von Regina Kehn passen sich in ihrer Reduziertheit sehr gut dem Lesefluss und den prägnanten Charakterzeichnungen der Figuren an.
Die Geschichte spielt in einem überschaubaren Mikrokosmos. Eine Woche Ferienlager in einem Wald. Die Gruppe kennt sich zum Teil, die Kinder sind aus zwei Parallelklassen. Die Ferienbetreuer_innen kennen die teils schon bestehenden Gruppendynamiken noch nicht. Der Ich-Erzähler wurde von seiner alleinerziehenden Mutter ins Ferienlager geschickt und thematisiert seinen Widerwillen und seine Kritik immer wieder. Er macht sich damit nicht besonders beliebt und teilt seine Hütte mit seinem Mitschüler Jörg, der noch “andersiger” ist als er.
Dem Autor gelingt bereits auf den ersten Seiten ein Spannungsaufbau, als Lesende ist man sehr interessiert zu erfahren, ob Jörg das Opfer von Marko und den Dreschke-Zwillingen wird und wie die hilflos dargestellten Betreuer handeln werden. Auch die Selbstreflexionen des Ich-Erzählers sind gleichzeitig altersgerecht und sympathisch. Es werden keine (erwachsenen) Lösungen präsentiert, aber die Darstellung von Mobbingdynamiken und der Versuche der Kinder diesen entgegenzuwirken sind sehr gelungen.
Was es mit dem titelgebenden Wolf auf sich hat, sei an dieser Stelle nicht verraten. Ich möchte jedenfalls eine Leseempfehlung für Kinder ab etwa 10 Jahren aussprechen.