„Nur ein bisschen Wasser“ thematisiert Solidarität und das Einstehen für einander. Auch dann, wenn wir nicht betroffen sind.
Nur ein bisschen Wasser. Das störte kaum ein Tier der Stadt. Affe und Nashorn zogen Gummistiefel an und gingen ihrer Wege. Nicht aber die Maus. Sie brauchte ein Boot.
Nur ein bisschen mehr Wasser hieß es als die Schule unter Wasser stand. Zebra und Elch hatten damit kein Problem. Sie gingen ihrem Alltag nach. Anders als das Reptil. Das war mit Tauchhelm unterwegs.
Noch ein bisschen mehr Wasser machte für Giraffen keinen Unterschied. Der Hase wurde vom Eisbären geschultert. Die Ziege griff zum Tauchhelm.
Ein bisschen mehr Wasser später wurde klar: Das Problem verschwindet nicht einfach. Erst als die Tiere kooperierten ging das Wasser fort. Tauchte ein neues Problem auf, wussten sie nun Rat. Zusammenhalten.
Anklang bei Niemöller
Schnell kommt der Theologen Niemöller in den Sinn. Er schrieb über Schweigen während des Nationalsozialismus. Er schwieg, als Kommunist:innen und Jüd:innen deportiert wurden. Als er verhaftet wurde, konnte niemand mehr protestieren. Die großen Tiere protestierten als sie untergingen. Soweit hätte es nie kommen müssen, hätten sie gemeinsam eingeschritten. Nämlich als das Leben für die Kleinen schwierig wurde.
Auf die Kleinen hören
Ein Schnurrbart-Äffchen hatte längst versucht, andere Tiere wachzurütteln. Denn es kannte die Lösung. Zwecklos versuchte es auf sich aufmerksam zu machen.
Nur ein bisschen Wasser ist wunderschön illustriert. Erwachsene können die Vermeer-Reminiszenz entdecken. Das Buch mahnt aufeinander zu achten. Für einander einzustehen. Und schenkt eine Gelegenheit über Privilegien und Ungleichheit zu sprechen. Oder die Solidarität der Erwachsenen einzufordern.
Das preisgekrönte Buch von Mariajo Ilustrajo kostet 15 Euro. Es ist bei Beltz&Gelberg erschienen. Empfohlen ist ab vier Jahren.