Puh! Weil ich ein klassisches Lindenbaum-Buch erwartet habe, zwar ein bisschen grob aber sehr witzig, habe ich den Fehler gemacht es gleich, ohne es selber vorher alleine anzuschauen und herauszufinden, worum es genau geht, dem Kind vorzulesen. Auch der sympathische Titel hat dazu beigetragen. Pudel und Pommes sind zwei Dinge, die wir sehr gerne mögen mögen.
Aber das Buch ist keine leichte Kost, im Gegenteil.
Die Hunde Ullis, Ludde und Katta leben mit ihrem Hündchen Wauwau auf einer Insel, auf der es fast immer supergut ist. Irgendwann scheint aber die Sonne zu heiß, es kommt kein Wasser mehr, der Pool ist kaputt und es gibt nur mehr eine Kartoffel.
„Wir müssen weg von hier“, sagt Ullis.
„Es wird wohl irgendeinen anderen Ort geben. Da können wir einen neuen Pool graben und Kartoffeln anbauen.“
„Oh nein, muss das denn sein?“ sagen Ludde und Katta.
„Wollt ihr vielleicht hier verhungern?“
Sie machen sich mit einem Schlauchboot auf und wollen beinahe Wauwau zurücklassen. Sie geraten in Seenot, Wauwau fällt aus dem Boot, aber dann doch wieder rein und ist vermeintlich tot. Das Ganze war mir, in Anbetracht dessen, dass tatsächlich zahlreiche Menschen – Kinder, Frauen, Männer – im Meer ertrinken, weil sie aufgrund der Tatsache, dass es keine legalen Fluchtrouten gibt, auf diesem Weg fliehen müssen, doch einen Ticken zu zynisch. Aber Angefangen ist Angefangen.
Die Fahrt dauert lange und ist gefährlich. Die drei kommen nach einiger Zeit doch in einem anderen Land an, in dem zwei nette und ein blöder Pudel wohnen. Während die Netten die vier freundlich aufnehmen, ekelt der Blöde nur herum. Sein Verhalten macht aber, dass er sich einsam und traurig fühlt, also besinnt er sich und letztendlich bauen Ullis, Ludde und Katta und die drei Pudel gemeinsam einen Pool.
Das Buch behandelt kein leichtgängiges Thema und nachdem ich die erste Irritation überwunden habe, finde ich es zwar doch recht gewöhnungsbedürftig aber nicht ganz so unangenehm aufbereitet wie zuerst gedacht. Schön, dass sich die Autorin, wenn auch nicht sehr abstrakt, Flucht und der danach folgenden Ausgrenzung angenommen hat, und schön auch, dass bei ihr die Guten gewinnen. Leider ist das im echten Leben nicht so. Ich hab’s schon einmal erwähnt aber das Konzept „Willkommenskultur“ ist immerhin zumindest in Kinderbüchern noch ein Ding. In der Realität passiert gerade das Gegenteil. Alles was hinter der Festung Europa steht, lässt sich sowieso nicht ästhetisieren und in Kinderbüchern aufarbeiten.
Pija Lindenbaum: Pudel mit Pommes (Oetinger)