Karo knallt rein wie eine… naja, eine Kanonenkugel. Warum das lustige, mutige, verrückte und komische Mädchen alleine im Wald wohnt, weiß man nicht, man weiß nur, dass sie keine Regeln mag und coole Kunststücke kann, zum Beispiel mit 5 Eichhörnchen gleichzeitig jonglieren und Handstand.
Als eines Tages ein Zirkus vorbeikommt, zögert sie nicht lange und schließt sich der bunten Truppe an. Sie fühlt sich unter den Akrobat_innen wohl und freundet sich rasch bestens mit dem Löwen an. Dem strengen Direktor ist Karo jedoch ein Dorn im Auge. Dem strengen Direktor ist im Grunde überhaupt alles ein Dorn im Auge: Er ist stets unzufrieden mit den beeindruckenden Leistungen seiner Akrobat_innen und darauf bedacht, dass bei auf keinen Fall bei jemanden Gefühle aufkommen – schon gar nicht Freund_innenschaften entstehen.
Karo bekommt von ihm gnädigerweise ein Kunststück zugewiesen. Sie eignet sich dank ihrer geringen Körpergröße perfekt als menschliche Kanonenkugel. Das Mädchen nimmt die Herausforderung an, freut sich und lässt sich durch die Luft schleudern. Sie ist nach ihrer gelungenen Vorführung unglaublich stolz auf sich. Dem strengen Direktor ist sie nicht gut genug.
Karo geht. Und mit ihr letztens Endes die ganze Zirkusbelegschaft, denn die hat auch keine Lust mehr, sich an den sowieso unerreichbaren Ansprüchen des Direktors abzuarbeiten. Viel lieber leben sie alle gemeinsam im Wald, ohne Regeln, als Freund_innen und mit viel Spaß.
Ein Zirkus, der sich selbst befreit, ein unfassbar cooles Mädchen, das für sich selbst einsteht, eine große Portion Autoritätsskepsis (und Herrschafts- und eigentlich auch Kapitalismuskritik, wenn man es so lesen möchte…): Karo und die Kanonenkugel ist ein großartiges, obendrein fein illstriertes Bilderbuch!
Grace Easton: Karo Kanonenkugel und der Löwe
Aus dem Englischen von Kathrin Köller 40 Seiten, 14 Euro, ab 4 Jahren Knesebeck 2019