Pembo – Halb und halb macht doppelt glücklich!

Pembo heisst eigentlich Pembegül, was so viel wie rosapinke Rose bedeutet. Kein anderer Vorname der Welt könnte schlechter zu ihr passen, hasst sie doch kitschigen Mädchenkram, seitdem sie ein Baby ist. Jedes Mal, wenn sie einen rosa Strampelanzug tragen musste, begann sie zu schreien. Zum Glück hat Oma Melek, ihre mittlerweile verstorbene Babaanne, diese Rosa-Allergie schnell erkannt und der restlichen Familie klar gemacht, dass sie auf Pembos Bedürfnisse Rücksicht nehmen sollen. Die inzwischen 11-jährige liebt Surfen, Fußball, Ringkampf und nicht zu süße und lebt mit ihrer Familie in einer kleinen türkischen Stadt am Meer. Sie ist eine Köftoffel – halb Köfte, halb Kartoffel. Ihr Vater ist Türke und arbeitet als Friseur, ihre Mutter ist Deutsche und Tätowiererin. Pembo liebt ihr Leben in ihrer Heimat, die Sonne, das Wasser, ihre liebenswürdigen Verwandten und ihre beste Freundin Dilo, die ähnlich tickt wie sie.

Als ihre Eltern ihr eines Tages eröffnen, dass sie alle nach Deutschland ziehen, weil ihr Vater den Frisörladen vom kürzlich verstorbenen Onkel Hasan übernehmen soll, bricht für sie eine Welt zusammen. Als sich vor Ort herausstellt, dass es sich bei dem Laden eigentlich um einen Hundesalon handelt, Pembos Baba aber, seit einem unschönen Erlebnis als Kind, riesige Angst vor Hunden hat, ist das absolute Chaos vorprogrammiert.

Einfühlsam und trotzdem ziemlich humorvoll beschreib Ayşe Bosse, Pembos nicht ganz so einfaches Ankommen in Hamburg. Alles ist grau und fremd, sie fühlt sich zerrissen zwischen Hier und Dort und vermisst Dilo schmerzlichst. Doch es gibt ganz viel Licht am Ende des Tunnels. Die neue Schule ist ziemlich toll, der Klassenlehrer ein Glücksgriff, nicht nur Pembo findet einen besten Freund (Paul, ebenso ein „Halbling“ wie sie, seine Mama ist aus Korea, sein Papa aus Deutschland) sondern auch die restliche Familie Mutlu findet wahnsinnig schnell Anschluss. Alle diese wunderbaren Menschen helfen zusammen, dass aus Flopsalon doch noch ein richtiger Erfolg wird. Halb und halb macht macht doppelt glücklich – die Lektüre dieses Buches macht ebenso sehr glücklich. Ayse Bosse, selbst in einer deutsch-türkischen Familie aufgewachsen, hat eine wunderbare Hauptfigur fernab aller Klischees erschaffen. Kinder mit türkischem Background sind in der (deutschsprachigen) Kinderliteratur absolut unterrepräsentiert und werden wenn, dann oft sehr klischeehaft dargestellt, Pembo ist eine herausragende Ausnahme. In dieser passt alles perfekt zusammen, sie ist fesselnd, humorvoll, einfühlsam, authentisch und auch ein kleines bisschen magisch. Bosse sind auch die Charakterzeichungen der anderen Protagonist_innen absolut gelungen. Die vielen tollen Illustrationen von Ceylan Beyoğlu lockern die Lektüre auf und runden das Buch perfekt ab. Ein super Bonus sind die Wörterbuchseiten am Beginn jedes Kapitels – damit auch Kartoffeln endlich mal mehr mehr als Hayır auf  können.


Ayşe Bosse: Pembo – Halb und halb macht doppelt glücklich!
Illustriert von Ceylan Beyoğlu
272 Seiten, 10 Euro, ab 9 Jahren
Carlsen 2020

3 thoughts on “Pembo – Halb und halb macht doppelt glücklich!

  1. Auch hier noch mal liebsten Dank für die wunderschöne Rezension. Das macht mich gerade mindestens zehnfach glücklich!
    Beste Grüße aus Hamburg!

    Ayşe
    Werde den Link hier auf Facebook in meinem Profil: „Weil du mir so fehlst“ teilen

  2. Allen buuu.ch – Empfehlungen folge ich schon fast blind. So kam ich auch zu diesem Buch. Ich stimme der Rezension in allen Punkten zu, auch die Zeichnungen gefallen mir sehr. Dass jedoch alles “Mädchenhafte” so oft abgewertet wird, finde ich schade. Pembo ist toll, so wie sie ist, dazu bräuchte es keine klischeehafte Zicke wie Scarlett, kein Kommentar über die entspannteren Jungs usw. Ich finde, das hätte nicht sein müssen (ebenso wie der “türkische Mãnnerstolz” zum Beispiel).

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