„Die Bunte Bande – Das gestohlene Fahrrad“ ist ein inklusives Kinderbuch (Hä, was ist denn Inklusion?). Das inklusive und zugleich sehr besondere an diesem Buch ist zum einen die Tatsache, dass Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen ein gemeinsame Leseerlebnis ermöglicht wird. In dem Buch versammeln sich drei verschiedene Lesearten: Alltagssprache, Leichte Sprache und Brailleschrift. Das spiegelt sich auch in der optischen Gestaltung wieder: Schriftgröße, Farbgebung und Illustrationen sind den unterschiedlichen Lese- und Kommunikationsmöglichkeiten von Kindern mit Lernschwierigkeiten, Sehbehinderung oder mit geringen Deutschkenntnissen angepasst. Auf jede Doppelseite mit großflächigen, klaren Illustrationen, Alltags- und Brailleschrift folgt eine, mit dem selben Inhalt in Leichter Sprache – übersichtlicher gestaltet und mit kleineren, erklärenden Einzelbildern ergänzt. Alle Seiten des (Ring)Buches sind dicker und glatter als herkömmliche, sie können leicht umgeblättert und schwer zerrissen oder zerknickt werden.
Die Bunte Bande selbst ist so divers, dass sich viele verschiede Kinder in den Mitgliedern Tessa, Tom, Henry und Leo wiederfinden können. Alle Vier haben ihre Schwächen, so ist Tessa zum Beispiel schnell und ungeduldig und Tom oft langsam, aber ihre unterschiedlichen Stärken tragen dazu bei, dass sie ein tolles Team sind. Dass Henry Schwarz ist und Leo Rollstuhlfahrer ist spielt in der Geschichte keine Rolle.
Das Buch bildet zwar Diversität und Vielfalt ab, aber in Hinblick auf Gender ist noch Luft nach oben. Männliche bzw. als männlich gelesene Figuren sind in dem Buch überrepräsentiert. Tessa ist zwar ein aktives Bandenmitglied, Toms Schwester Jule aber nicht mehr als ein kleiner Sidekick. Beim Bechdeltest erreicht das Buch nur einen von drei Punkten. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass mit dem Jugendarbeiter Hannes eine fürsorgliche männliche Figur dargestellt wird.
In der Geschichte selbst steht Freund_innenschaft und Solidarität im Mittelpunkt Toms Fahrrad wurde geklaut und ohne dem kann er nicht in das Jugendzentrum, in dem sich die Kinder regelmäßig treffen. Seine Familie hat nicht genug Geld um ihn ein neues zu kaufen, also suchen seine Freund_innen nach Wegen um ihm zu helfen. Sie lassen sich durch Misserfolge nicht entmutigen und am Ende gibt es ein altes neues Fahrrad für den Freund und weitere gesicherte Bandentreffen im Urwaldhaus.
Ein überaus gut gemachtes und durchdachtes, inklusives Buch, das eine solide und spannende Geschichte erzählt, geeignet für Volksschulkinder, egal ob mit oder ohne Behinderung (ideal auch im Rahmen des Unterrichts). Bonus: Wichtig und interessant sind auch die an die Leser_innen gerichteten Infos zum Thema Inklusion.
Corinna Fuchs, Uli Velte, Igor Dolinger: Die Bunte Bande – Das gestohlene Fahrrad. Ein inklusives Kinderbuch auch in Braille-Schrift und Leichter Sprache (Carlsen Verlag gemeinsam mit Aktion Mensch)