RASSISMUS geht uns alle an

Schön langsam erscheinen sie am deutschsprachigen Markt, die dringend notwendigen Kinder(sach)bücher, die sich mit Rassismus auseinandersetzen. Im Carlsen-Verlag ist kürzlich das kompakte (und mit 5 Euro auch erschwingliche) Büchlein „Rassismus geht uns alle an“ herausgekommen, das sich an (eher nicht von Rassismus betroffenden) Kinder und ihre Bezugspersonen richtet. Das Buch gibt keine einfachen Antworten oder Tipps, sondern hilft dabei, Rassismus besser zu verstehen um ihn überhaupt zu erkennen und sich in der einen oder anderen Situation dagegen zu stellen.

Geschrieben wurde es gemeinsam von Josephine Apraku und Jule Bönkost, die seit Jahren im Bereich der diskriminierungskritischen Bildungsarbeit tätig sind. Die Zeichnungen stammen von Mikey To. Mikey ist spezialisiert auf intersektionale Illustrationen, diese verdeutlichen die Botschaft des Buchs noch einmal.

Besonders erwähnenswert ist die einfache und verständliche Sprache, mit denen die Autor_innen jungen Leser_innen die Thematik näher bringen. Als Einstieg erklären sie unterschiedliche Diskriminierungsformen um sich dann auf das Thema Rassismus zu fokussieren. Vorab werden Begriffe geklärt (bei aus dem Englischen übernommen Bezeichnungen steht die deutsche Aussprache dabei) um sich dann unterschiedlichen Fragestellungen zu widmen. Die Autor_innen führen aus, warum Rassismus weißen Menschen Vorteile bringt, dass Rassismus kein individuelles sondern ein strukturelles Problem ist und stellen fest, dass vor allem Wissen hilft, um dagegen anzukämpfen.  

Ein Kapitel widmet sich unterschiedlichen Formen von Rassismus. Darin kommen Betroffene Expert_innen zu Wort und erklären, wie sich zum Beispiel Anti-Schwarzer- , Antimuslimischer, oder Gajdé-Rassismus und auch Antisemitismus auf ihre Existenz auswirken (an dieser Stelle hat mir definitiv Anti-Asiatischer Rassismus gefehlt). Von ihnen werden werden außerdem historische Personen und Bewegungen vorgestellt, die sich für Gerechtigkeit stark gemacht haben. 

Zum Abschluss werden Handelsmöglichkeiten, um gegen Rassismus aktiv zu werden, aufgezeigt. Hier legen die Autor_innen keinen 10-Punkte-Plan sondern Impulse vor: Die eigene Positionierung reflektieren, wachsam bleiben, nicht aufhören zu lernen, Bündnisse einzugehen. 

Das Buch hält keine Anleitungen für konkrete Situationen bereit, aber viel Hintergrundwissen um Zusammenhänge zu verstehen und sich eigene Gedanken zu machen – und danach zu handeln. Eine wertvolle Lektüre für eine gerechte Gesellschaft, die am Besten gemeinsam mit Heranwachsenden gelesen wird. 

Josephine Apraku, Jule Bönkost: „Rassismus geht uns alle an“ Illustriert von Meikey To. 48 Seiten, 5 Euro, ab 8 Jahren. Carlsen 2020.

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