Ich bin eine große Freundin von Nachdenk- und Philosophierbüchern – von Büchern, die keine Antworten geben, sondern Fragen stellen und das Gehirn zum qualmen bringen. Ich bearbeite sie durchaus auch Mal, wenn’s passt, mit den eigenen Kindern (vielleicht nicht gerade vor dem Zubettgehen), aber vor allem in der pädagogischen Arbeit gemeinsam mit Schüler_innen.
Grausame Welt? Nachdenken über Gut und Böse ist eigentlich kein Buch, es kommt als Kartenset daher: Auf den 20 verschiedenen Karten sind unterschiedliche Szenen dargestellt, auf den Rückseiten stehen allerhand Fragen dazu, die zum Nachdenken und in weiterer Folge bestimmt zum Diskutieren anregen. Die Themen der Bildszenen sind vielseitig und decken eine große Bandbreite an großen und kleinen Grausamkeiten ab: Es geht um Selbstverletzung, (alltägliche) Grenzüberschreitungen in der Erziehung, Macht, Tierrechte, um Gemein sein, um (Un)gehorsam und vieles mehr.
„Kann man grausam sein, ohne es zu wollen?“ „Ist es sinnvoll Grausamkeiten mit noch mehr Grausamkeiten zu bestrafen?“ „Wie können wir wissen, wem mir zu gehorchen haben und wem nicht?“
Cool: Eine Karte widmet sich Ideen und Vorschläge zur Nutzung des Sets: Man soll literally den Blickwinkel verändern, also die Bilder mit der Lupe betrachten, um Details entdecken, man soll die Oma oder den Metzger oder die Freundin des Bruders nach ihrer Meinung zu diversen Grausamkeiten befragen, man soll versuchen, die Grausamkeiten nach und man soll auf den mitgelieferten Blanco-Karten eigene Szenen zeichnen und dazu passende Fragen stellen.
Grausame Welt? Nachdenken über Gut und Böse ist ein wertvolles und schlaues Material zur Auseinandersetzung mit Banalität und Komplexität von Grausamkeit. Geeignet ist es ungefähr ab der 3. Schulstufe, eine Grenze nach oben gibt es nicht.
Ellen Duthie, Daniela Martagón: Grausame Welt? Nachdenken über Gut und Böse
20 Karten und ein Plakat, 18 Eurp, ab 8 Jahren
Moritz 2018