Autoritarismus und Subversion: Der erste Schritt

Pija Lindenbaum legt mit „Der erste Schritt“ ein subversives Knallerbilderbuch vor. Einmal mehr schafft es die schwedische Autorin und Illustratorin ein „schwieriges Thema“ so zu verhandeln, dass Kinder fasziniert mitschauen und -denken. Auch Vorleser_innen von der Lektüre nicht unberührt bleiben. Wenn ich das unter einem Begriff verschlagworten müsste, würde ich „Autoritarismus“ wählen. Genau wie Autoritarismus selbst, wirkt dieses Buch vielschichtig.

Die spielt in einem beklemmenden Setting. Zwei Gruppen von Kindern wohnen in einer märchenhaften Bergwelt („fast wie in einer Kita, nur dass man nicht abgeholt wird“). Die Kinder der Ringelblumengruppe werden bestens versorgt, erhalten spannenden Unterricht und leckeres Essen, dürfen Trampolinspringen, werden von vorne bis hinten bedient und müssen nie selbst bestimmen, was sie machen wollen. Die ganze wird hingegen von den Kindern der Primelgruppe verrichtet. Diese kommen auch sonst nicht in den Genuss von Privilegien. Dass alles so bleibt, wie es ist, dafür sorgt die Schäfin – ein Hund in Menschengestalt mit seltsamen Kragenkleid.

Bis eines Tages eines der Ringelblumenkinder den Status Quo hinterfragt – und die Subversion im Bergdorf Einzug hält. Die Leser_innen können gebannt mitverfolgen, was passiert, wenn die Welt, wie man sie kennt, langsam aber sicher aus den Fugen gerät. 

Ein faszinierendes, auf so vielen Ebenen großartiges Buch – nicht zuletzt auch wegen der unverkennbaren groben und gleichzeitig detaillierten Lindenbaum-Illustrationen, die bei der Zielgruppe immer richtig gut ankommen. Dringende Empfehlung!

Pija Lindenbaum: Der erste Schritt. Aus dem Schwedischen von Jana Hemer. 48 Seiten, 18 Euro, ab 4 Jahren. Klett Kinderbuch 2023

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