Es gibt einige Kinderbücher über das (oft sehr beschwerliche) Leben mit Geschwistern, aber nur wenige, in denen es um unerfüllten Geschwisterwunsch geht. Diese Sehnsucht ist oft sehr groß, genau wie bei dem Kind, dass im Mittelpunkt dieser Geschichte steht. Es ist 5 Jahre alt und zwei Dinge sehr genau: Eben dass es sich dringend ein Geschwisterchen wünscht und außerdem, dass es der beste Babysitter der Welt ist. Bei ersterem machen ihm die Eltern einen Strich durch die Rechnung. Ein Kind ist nicht in Sicht, dafür gibt es zu Weihnachten einen Puppe.
Letzteres stellt es regelmäßig unter Beweis, wenn es auf das Nachbarsbaby Bruno aufpasst. Es vergeht kein Tag, an dem es nicht bei den bei den bei den Mamas klingelt, und fragt ob sie Hilfe brauchen. Sie freuen sich, wenn das Kind beim Wickeln hilft (und dabei lange Würmer aus der Cremetube drückt), Bruno füttert und beim Spazieren gehen den Wagen schiebt (und dabei hofft, dass alle glauben, Bruno wäre sein Bruder).
Dieses Buch könnte direkt aus der Lebens- und Gedankenwelt von 5jährigen entstammen, lustigen Illustrationen im typisch skandinavischen Stil passen perfekt dazu. Besonders gut machen sind die collagenartig in die Zeichnungen eingebauten (Vintage)-Fotografien, und die einzelnen Seiten somit noch spannender machen. Besonders hervorhebenswert ist das Buch in Hinblick auf das Thema Geschlecht: Der Hauptfigur wird kein Gender zugewiesen, das Baby heißt zwar Bruno, trägt aber eine Schleife am Kopf und die zwei Mamas repräsentieren eine Familienform abseits des heteronormativen Mainstreams.
Johanna von Horn: Der beste Babysitter bin ich
Illustriert von Charlotte Ramel
Aus dem Schwedischen von Maike Dörries
28 Seiten, 13 Euro, ab 4 Jahren
Beltz&Gelberg 2021