Die Bestimmer oder: Wie ist das nochmal mit der Macht?

Wer kennt sie nicht, die Gruppe der Bestimmer_innen (wir gendern in der Rezi, im Buch leider durchgängig im generischen Maskulinum), die es sowohl in großen als auch kleinen Zusammenhängen gibt. Im Buch der schwedischen Autorin Lisen Adbåge sind es ein paar Kinder, die am Schulhof, im Park und am Spielplatz das Sagen haben, während andere, die im Buch durchgängig als “die, die nicht mitmachen dürfen” bezeichnet werden, von besagten Bestimmer_innen immer wieder aufs Neue vertrieben werden.

Die Bestimmer_innen sind zu viert, die anderen sind fünf, und haben zusammen Spaß bis die Bestimmer_innen auftauchen und sich einmischen. Nicht sofort kippt die Stimmung, die Bestimmer_innen befehlen zuerst besonders hoch zu schaukeln, was die Kinder auf der Schaukel superlustig finden. Doch dann wollen die Bestimmer_innen und die anderen müssen verschwinden. Die verjagte Gruppe findet sich immer wieder neue Beschäftigungen und stets stören irgendwann die Bestimmer_innen ihr Spiel, indem sie herumkommandieren oder ihre selbstgebaute Hütte zerstören und am Ende alle, die nicht zu ihnen gehören, verscheuchen.

Doch Fussball geht nur gemeinsam, und zu viert ist man noch nicht mal eine Mannschaft. Also befehlen sie wieder, die anderen müssen mitspielen. Und endlich durchbrechen die Kinder die Dynamik der Macht und Autorität: Sie sagen NEIN und entziehen sich durch schlichte Verweigerung endgültig den Bestimmer_innen.

Wir empfehlen das Bilderbuch mit wenig Text ab ca. 4 Jahren. Die Zeichnungen sind witzig, simple, divers und weit weg von stereotypen Darstellungen, die Szenerien sind alltagstauglich und realitätsnah. Die Orte der Handlung, Schule, Spielplatz, Park, sind wohlbekannt und die Situation emotional so oder ähnlich auch. Wir das Buch aktuell sehr häufig und diskutieren unterschiedliche Ausgänge, zum Beispiel wundert sich meine Tochter darüber, dass sich die Kinder das Herumkommandieren überhaupt so lange gefallen lassen. Und auch ein alternatives Ende haben wir schon angedacht: Statt einem Nein könnten alle miteinander reden und erklären, was uncool am Bestimmen ist, und dann alle gemeinsam spielen. 🙂

Daher: Ein WIN-WIN-Buch mit Lernpotential betreffend Konfliktlösung, Sozialkompetenz und Widerstand gegen Bestimmer_innen.

Lisen Adbåge: Die Bestimmer (Beltz & Gelberg), € 14,40

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