Mio, der Kuschelpinguin, ist das Klassenmaskottchen der 1D. Er darf nacheinander bei jedem der 14 Kinder der Klasse übernachten und berichtet, was er gesehen und erlebt hat. Die Klassengemeinschaft ist sehr heterogen und so gibt das Buch einen Einblick in die unterschiedlichen Lebenrealitäten von 7jährigen. Tanja Székessy zeigt nicht nur heile Bilderbuchfamilien, sondern ist sehr nah dran an der Realität (das behaupte ich als Volksschullehrerin in einer Großstadt).
Die Bandbreite der portraitieren Familien ist sehr groß. Jede für sich ist anders. Die Familien bestehen aus vielen und wenigen Menschen, sind ordentlich und chaotisch, arm und reich, lustig und traurig. In Hugos Zimmer läuft der Fernseher durch, während die Eltern streiten, bei Amira lernt Mio nur den Hund und das Kindermädchen kennen, Ella hat zwei Papas, Otto wohnt bei der Oma und Nickis Eltern sind einfach nur nett. Die Illustratorin bedient dabei durchaus auch Klischees, aber eben nicht nur. So wie im echten Leben halt.
Das Buch irritiert, aber auf eine gute Art. Genau so unkitschig wie die Wahrnehmungen von Mio sind die Zeichnungen. Spannend sind vor allem die Details: Womit spielen die Kinder? Was steht in den Wohnungen herum? Womit sind die Eltern gerade beschäftigt? Ein Buch, das vielleicht nicht unbedingt unterhaltsam ist, aber zum Nachdenken anregt – und definitiv den Horizont erweitert. Vielleicht am meisten sogar den der Vorleser_innen, denn für Kinder in einer durchschnittlichen Volksschulklasse sind diese diversen Lebensrealtitäten präsenter als für so manchen Eltern.
Tanja Székessy: Mio war da!
40 Seiten, ab 5 Jahren, 14 Euro
Klett 2019