„da unten“ über Vulven und Sexualität. Ein Aufklärungscomic

Alica Läuger ist Aktivistin des queeren und intersektionalen Feminismus. Sie schreibt und illustriert für *innenAnsicht und leitet Workshops und Seminare zum Thema Geschlechtergerechtigkeit. Ihre großartig aussagekräftigen Illustrationen schätze ich bereits seit geraumer Zeit. Umso mehr hab’ ich mich darüber gefreut, dass sie im Frühjahr diesen Jahres ihr eigenes veröffentlicht hat.

Für mich ist es zwar mehr ein illustriertes Selbstermächtigungs- als ein Aufklärungscomic, doch dies tut der klaren Haltung, welche den Leser*innen von der ersten bis zur letzten Seite vermittelt wird, keinen Abbruch:

Vertraue auf deine eigenen Empfindungen und Bedürfnisse. Dein Körper, deine Entscheidung!

Das ist in leicht verständlicher, durchwegs behutsamer Sprache geschrieben und bezieht nicht-binäre und trans Personen mit ein.

Geschlechtsorgane trenne ich in “als weiblich kategorisiert” und “als männlich kategorisiert”. Zudem schreibe ich von “sogenannter weiblicher Sexualität”. Diese Ausdrücke verwende ich, um sichtbar zu machen, dass wir uns die Einteilung von Menschen in Männer und als Gesellschaft ausgedacht haben. (…) Diese binäre Unterteilung von Geschlecht entspricht nicht der Realität, viele Personen sich darin nicht wieder. Ich versuche meine Sprache so zu wählen, dass ich niemanden ausschließe.

Läuger stellt gleich vorneweg klar, dass sie aus ihrer subjektiven Perspektive schreibt, weil sie nicht für alle Menschen mit Vulva sprechen kann und will. Die einzelnen Texte, welche sie uns in dem Buch zur Verfügung stellt, sollen Gedankenanstoß, kurze Übersicht oder persönliche Einführung sein. Sie führt uns durch dreizehn kurzweilige Kapitel, welche jeweils sowohl liebevoll illustriert, als auch überaus informativ sind und räumt mit zahlreichen Mythen auf!

Das als weiblich kategorisierte Geschlechtsorgan ist soviel mehr, als ein Schlitz, in den ritterliche Helden irgendwas reinstecken.

Wir benennen unsere Geschlechtsorgane mit kulturellem Kontext. Und in diesem war sogenannte weibliche Sexualität lange nur für Fortpflanzung wichtig. Deswegen reden wir meistens nur von der Vagina. Biologisch analog zum wäre die Klitoris. Die Vagina ist ein sehr spezifischer Teil des biologisch weiblichen* Geschlechtsorgans. Meistens meinen wir etwas anderes.

Deswegen beginnt Läuger – „erstmal ein bisschen Biounterricht“ – mit der Anatomie und der Menstruation.

Weiter klärt sie auf über Jungfräulichkeit, Sex-Positivität, Masturbation, Pornografie, Geschlechtskrankheiten, Verhütung, Begehren und Lust bis hin zu und Sex Shaming. Dies gelingt ihr auf ganz großartige Weise, achtsam und gleichermaßen laut.

„Auch Stille kann eine Form von Nein sein. Die Abwesenheit eines verbalen Neins ist nicht gleich ein “Ja”. Menschen unter Stress können “einfrieren”. Wenn dein*e Partner*in still ist, nicht mit dir interagiert und mehr geschehen lässt, als selbst zu handeln – frag nach, ob alles okay ist.“

Weil schwierige Themen häufig einfacher werden, wenn wir anfangen, mehr darüber zu sprechen und Erfahrungen sowie Informationen auszutauschen, werden wir zu den unterschiedlichen Themenbereichen mit Empfehlungen für Serien, Bücher, Youtuber*innen und Webseiten versorgt.

Das eignet sich für junge und ältere Menschen jeden Geschlechts. Es gestaltet sich leider nicht immer ganz einfach, wertvolle Aufklärungsbücher für Jugendliche zu finden, weswegen es mir zum Abschluss wichtig ist zu betonen, dass dieses hier aus meiner Sicht sehr viel Möglichkeit bietet, die verschiedenen Themenbereiche sowohl im privaten, als auch im Arbeitskontext mit dieser Zielgruppe aufzugreifen.

Alica Läuger: „da unten“ (UNRAST), 12,80€

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