Oma Herbert – Ein Comic über (u.a.) eine trans Oma

Das Positive gleich zu Beginn: Ich liebe den Stil, die Farben, die Zeichnungen, die Charaktere und deren absurde Vorlieben und Eigenheiten. Ich finde die Story witzig, die Dialoge schlagfertig, am Puls der Zeit und für alle Menschen ab 13 bestens geeignet. Das berühmte Kinderbuch “Alles rosa” ist übrigens vom gleichen Zeichner und Autor Maurizio Onano.

Und dann gibt es noch zwei Schönheitsfehler, über deren Auswirkungen auf das Gesamtergebnis ich mir nicht ganz sicher bin. Dazu später mehr, und jetzt der Spoiler: Die Frage wird unbeantwortet bleiben.

Hörbuch-Trailer

Mimi hat eine saucoole Oma (die so ganz nebenbei trans ist, was aber für die Geschichte nicht weiter wichtig ist). Oma Berta kauft sich ein Ei-Phone und datet mittels Finder Bibliothekarin Yolanda, beschattet werden die zwei von Bertas verrückten Mitbewohner_innen: Da wären die handy-affine Topfpfanze Gabi, die konservative Maus Susi, die zum Drama neigende dicke Katze Sebastian und Thomas, ein cleverer, aber sehr kurzsichtiger Vogel. Alle können sprechen und sind Mimis und Bertas Freund_innen, Berater_innen und Kritiker_innen, alles in Einem und wahnsinnig komisch, schlagfertig und frech. Mimi und die Bande beobachten, dass gegenüber eine neue Familie einzieht, und wenig später befreunden sich alle mit Timo, aber besonders Mimi schließt ihn ins Herz. Keine Love-Story, sondern eine Freund_innenschaft der besonderen Art steht im Mittelpunkt und wie wertvoll es ist, diese zu bewahren.

Kommen wir zu den angesprochenen Schönheitsfehlern. Da wäre mal der Titel, über den wir uns hier wirklich gar nicht sicher sind, denn eigentlich heißt die liebe Oma Berta. Früher hieß sie Herbert, nun ist sie Berta und warum dann der Titel, bitteschön. Wie gesagt, wir sind uns uneinig, es klingt für uns stark nach einem Fall von Deadnaming. Für alle, die nicht wissen, was das heißt, hier ein Zitat von Linus (der ganze Artikel, den ich für sehr lesenswert halte, kann auf dessen Blog nachgelesen werden):

Mit dem Bergriff Deadname wird der abgelegte Name einer trans Person bezeichnet – Deadnaming bedeutet also das Ansprechen einer trans Person mit ihrem alten Namen. Es kann manchmal aus Versehen zum Deadnaming kommen, zum Beispiel wenn zu Beginn der Transition Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen unabsichtlich der alte Name herausrutscht. …

Linus schreibt auch, dass es Leute gibt, die ein entspanntes Verhältnis zu ihrem alten Namen haben. Ob Oma Berta zu diesem Personenkreis gehört, geht aus dem nicht wirklich hervor, leicht ist es für sie – trotz der Power, die sie ausstrahlt – auch nicht immer, vor allem nicht die Suche nach der Liebe in Zeiten wie diesen.

Noch blöd ist die Stelle, wo Tiere und Topfpflanze während der Date-Beschattung aus dem Restaurant gewiesen werden. Diese antworten dann darauf, dass sie es ignorieren werden, wie rassistisch dies sei. Sorry, vielleicht ist es antispeziesistisch, aber Rassismus ist hier keiner im Spiel. Sowas find ich daneben, weil es Betroffene von Rassismus verhöhnt, ganz nach dem Motto “Man wird doch wohl noch Witzchen machen dürfen…” Äh. Nein.

Dann gibt es noch die ein oder andere verschmerzbare (!) verbale Entgleisung, die ich persönlich nicht einzeln für erwähnbar halte, aber zarte Gemüter vielleicht doch vor den Kopf stossen könnte. Nur, damit ihr nicht könnt, ihr hättet von nix gewußt…

Maurizio Onano: Oma Herbert (Jaja Verlag) 14€

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