Timothée de Fombelles Erzählung Rosalie. Als mein Vater im Krieg war erschien zuerst 2015 im Sammelband The Great War: Stories Inspired by Items from the First World War und wurde nun, ein paar Jahre später, als eigenes Buch mit Illustrationen von Isabel Arsenault wiederveröffentlicht. Die Geschichte spielt im Winter 1916 in Frankreich. Rosalie ist fünfeinhalb Jahre alt und kennt kein Leben in Frieden. Weil ihr Vater an der Front ist und ihre Mutter in einer Fabrik arbeitet, verbringt sie ihre Zeit gemeinsam mit älteren Kindern unter der Obhut des Dorflehrers in der Schule. Dort startet sie ihre geheime Mission: sie will lesen lernen um die Briefe, die ihr Vater nach Hause schickt, selbst entziffern zu können. Denn irgendetwas stimmt mit denen nicht. Rosalie ist fest entschlossen, das herauszufinden.
Während ich die Geschichte erzählerisch sehr gelungen finde und vor allem die zarten Zeichnungen sie perfekt ergänzen, erscheint mir das Buch, so komplett kontextlos, schwierig. Der Erste Weltkrieg ist über 100 Jahre her und 9-jährige Kinder wissen so gut wie nichts darüber. Selbst wenn es im Rahmen einer allgemeinen Auseinandersetzung mit Krieg aus Kinderperspektive gelesen wird: ohne eine Einordnung des Settings lässt die Erzählung eine_n vermutlich ziemlich ratlos zurück. Wem es gelingt, es zu erarbeiten, dem sei das Buch über eine unerschrockene und selbstbestimmte Heldin allerdings sehr ans Herz gelegt.
Timothée de Fombelle: Rosalie. Als mein Vater im Krieg war
Illustriert von Isabel Arsenault
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel und Sabine Grebing
64 Seiten, 10 Euro, ab 9 Jahren
Gerstenberg 2020
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