Von weit her ist ein ganz besonderes Buchprojekt. Saoussan Askar erzählt mit Unterstützung des Kinderbuchautors Robert Munsch die Geschichte ihrer Flucht und den Herausforderungen des Ankommens danach. Die erste Auflage ist im Original bereits 1995 erschienen. An Aktualität hat Von weit her leider nichts verloren.
Zuhören ohne zu verstehen und nicht auffallen
Ein einstützendes Dach, Bombeneinschläge und nichts zu Essen. Hunger und Krieg zwangen die Familie Askar dazu, ihr zu Hause im Libanon zu verlassen. Sie flohen nach Kanada. Saoussan verstand weder ihre Lehrerin noch ihre Mitschüler:innen. Und umgekehrt verstand ihre Freundin die Spiele aus dem Libanon nicht, die sie ihr beibringen wollte. Sie fühlte sich von weit her. Saoussan wollte nicht auffallen. Doch ihre Ängste holten sie ein. Sie hatte Angst vor Gewalt, davor erschossen zu werden. Mit dem Erlernen der Sprache fand Saoussan Freund:innen. Doch ihre traumatischen zogen ihre langen Schatten auch nach dem Ende des Bürgerkriegs.
Traurige Aktualität
Das Buch ist in Ich-Form geschrieben und obwohl Saoussan nach Kanada geflohen ist, spricht sie über das Deutsch-Lernen im Buch. Das soll jungen Leser:innen deutlich machen, dass Saoussans Geschichte nicht an den Ort und die Zeit gebunden ist. Deswegen ist das Buch im Kontext des Kriegs in der Ukraine besonders wertvoll. Jene Kinder, die dieses Jahr genau wie Saoussan ihre Zuhause verlassen mussten, sind nun in den Schulen und Kindergarten, versuchen zuzuhören und zu verstehen. Wie wichtig eine Bezugsperson ist, jemand, der sich auf Augenhöhe kümmern kann und möchte, zeigt das von weit her ebenfalls. Denn die Herausforderungen für Geflüchtete (Kinder) sind in Kanada, in Österreich und Deutschland leider nicht geringer geworden. Weil die Politik lieber mit falschen Flüchtlingszahlen um sich wirft, als Ressourcen für die Schutzsuchenden zur Verfügung zu stellen. Saoussan Askar ist heute Soziologin und lebt in Kanada.
Das Buch kostet ca. 16 Euro und ist bei Orlanda erschienen. Der Verlag ist Teil des Netzwerks #VerlagegegenRechts und verknüpft in seinem Buchrepertoire Internationalismus und Feminismus aus einer Bewegungsperspektive.