Ein Strandtag – Baden, Popos, Muscheln, Meer

Ein Buch wie ein Gedicht. Stimmig, passend, sonnig, prickelnd – beim Durchblättern fühlt man den Sand unter den Zehen, hört das Rauschen der Wellen, riecht das Salz in der Luft, die frische Brise, freut sich auf das Eis und die Pommes.

Ein Bilderbuch, das bei uns akutes Fernweh verursacht, mit jeder Seite -Vermissung, -Sehnsucht und vergangene Urlaubstage in Erinnerung ruft. Es soll ja Menschen geben, die sich wenig aus Schwimmen, Plantschen und im Sand rumgraben machen. Für diese ist “Ein Strandtag” vermutlich wenig reizvoll, wenn auch die Vielfalt der dargestellten Personen sehr erfreulich ist. Genauer genommen feiert es durchgängig bis zur letzten Seite Body Positivity (oder auch Body Neutrality – niemand muss den eigenen lieben, akzeptieren reicht ja schon…), zeigt uns realistische Zeichnungen von unterschiedlichen Körpern ohne Norm oder Kommentar. Dieses Buch entspannt wortwörtlich mein Hirn und ist die perfekte Bebilderung des Beach Body-Memes (“How to have a beach body? Have a body & go to the beach!”).

Körperliche Diversität erfahren wir hier, wie im richtigen Leben. Das Kind, aus dessen Sicht der Tag am Stand geschildert ist, sieht auf Augenhöhe Bäuche und Popos, allein oder in Gruppen, in unterschiedlichen Größen und Formen. Nichts wird bewertet, alles darf sein. Verschieden sind auch die Motive der Menschen am Strand. Manche schlafen, sind faul, andere schauen, genießen den Ausblick, graben Löcher, beobachten heimlich andere, sammeln Muscheln.

Alle haben Platz hier, alle haben Zeit. Sonnenschirme, Boote, fangen mit anderen Kindern, Spiel und Spaß, aber auch: Der mühsame Weg zurück zum eigenen Sonnenschirm. Da am alles irgendwie gleich aussieht, findet das Kind nicht sofort den richtigen Schirm und das eigenhändig gegrabene Loch, es irrt am Strand herum, die Tränen fließen, doch dann: Eine vertraute Stimme, die ganz in der Nähe ruft, denn weit weg war man nicht.

Glückliches Ende, schöner Strandtag. Macht große Lust aufs Wegfahren, auf Urlaub, aufs Meer. Das Kind mag besonders die erste und die letzte Doppelseite, die zusammenfasst, was für schöne (Schlauchboot fahren, tauchen, Pommes…) bzw. nicht so schöne (eincremen, blaue Lippen, Quallen…) Dinge an einem Strandtag passieren können.

Generell ein bisschen fies, dieses traumhafte Strandbilderbuch in Zeiten wie diesen, wo das für uns vermutlich diesen Sommer unerreichbar bleiben wird. Deshalb umso besser, dass wir uns nun täglich an den träumen können.

Susanna Mattiangeli & Vessela Nikolova: Ein Strandtag (BOHEM), 15,50€

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