Raus aus dem Wolkenkuckucksheim: Ihr da oben!

Das Cover ist aus dicker Pappe…

Dieses farbenfrohe Bilderbuch liegt nun schon lang bei uns zuhause rum, die schönen Illustrationen mit den klaren Linien im Retro-Stil sprechen zwar auch die fast 3-jährige an, die Geschichte ist dann aber komplexer und der Verlag empfiehlt es ab ca. fünf Jahren. Was auch auf der Cover-Rückseite draufsteht. Ich erwähne diese schlichte Tatsache extra, weil das soooooooo selten der Fall ist (warum?) und ich an die Kinderbuchverlage dieser Welt appeliere, es potentiellen Kund_innen und den Kolleg_innen im Buchhandel doch nicht so schwer zu machen.

Gut, weiter in der Story. “Ihr da oben!” könnte auch eine Geschichte über Klassenunterschiede sein, aber nein, es geht um ein anderes wichtiges Thema: Die direkte Kommunikation.

Denn bei den Wolkenheimer_innen baut einer sein Haus auf Stelzen, und weil man ja in allen Lebensbelangen gern miteinander konkurriert, steht bald jede Behausung in luftigen Höhen, je weiter oben, desto besser. Da fühlt man sich zwar den Sternen näher und der Ausblick ist grandios, aber das Miteinander Reden wird zunehmend schwierig. Aber eigentlich will ohnehin jeder für sich bleiben, und so wird Matti zu einer wichtigen Person. Er liebt das Klettern und die Stufen, und als Nachrichtenüberbringer der Wolkenheimer_innen hat er stets gut zu tun. Anfangs läuft alles rund, doch dann werden die Nachrichten immer komplexer und Matti bringt einiges durcheinander. Die Botschaften kommen falsch an oder Klatsch trifft genau die Person, die es eigentlich nicht sollte.

Irgendwann sind alle beleidigt aufgrund ein paar großer Missverständnisse und die Kommunikation bricht ganz ab. Als das wochenlang so dahin geht, hat Matti die Nase voll vom Hochmut der Wolkenheimer_innen und beginnt an ihren Behausungen zu rütteln. Und plötzlich plumpsen alle auf die und ein großer bricht los.

Ich mag es, dass der hier als “richtig schöner, dicker Streit” bezeichnet wird, denn dieser findet auf der gleichen Ebene statt, direkt, und Face 2 Face, was ich angesichts der fehlenden Streit- und Debattenkultur in ganz vielen Zusammenhängen, in denen ich mich bewege, für essentiell halte.

Weil Schreien und Streiten auch anstrengend und irgendwann die ganze Energie draußen ist, beruhigen sich die Menschen wieder und kommen friedvoller miteinander ins Gespräch. Matti als Kenner der Bewohner_innen mit ihren kleinen Besonderheiten, erzählt über alle eine liebenswerte Kleinigkeit. Danach beschließen alle auf den Boden zu bleiben, denn so lebt es sich einfach besser miteinander.

Aus den an einen Tisch geholt…

In jeder Hinsicht also ein kunstvolles Buch in schöner Aufmachung mit klarer Message. Auch in Zeiten von WhatsApp und Co ein Plädoyer für das direkte Gespräch und somit nicht nur für Denkanstoß und Inspiration gleichermassen.

Popy Matigot: “Ihr da oben!” (Helvetiq), € 14

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