Vor kurzem hat mir die Dreijährige in einem Gespräch über Eltern erklärt, dass sie das aber nicht kennt, dass ein Kind zwei Mamas hat. Ich war einigermaßen baff, haben wir doch genug Beispiele für queere Familien in unserem Bekannten- und Freund_innenkreis und klarerweise unzählbare Bücher zum Thema, die wir regelmäßig lesen. Es gab dann auch rasch einen Aja-Effekt bei ihr und am nächsten Tag wurde ich Zeugin eines sehr amüsanten aufklärenden Gesprächs im Kindergarten.
Gerade rechtzeitig ist zur Unterstützung ein weiteres Buch angekommen, nämlich „Küssen verboten?“ aus dem Thienemann-Verlag. Hier geht es zwar nicht um Elternschaft, aber doch darum, wer mit wem Zärtlichkeiten austauscht und was die anderen dazu sagen. Herr Tiger und Frau Tiger, Herr Koala und Frau Koala, Herr Fuchs und Frau Fuchs dürfen schon mal die Schnauzen aneinanderreiben, ein Tänzchen wagen oder unterm romantischen Sternenhimmel auf dem Ast kuscheln. Aber Dachs und Hase? Herr Schildkröte und Herr Schildkröte? Frau Ente und Frau Ente? Geht gar nicht. Einige Tiere sind sehr empört. (Und haben mich mit ihren Gesichtsausdrücken sehr an die Situation im Kindergarten erinnert).
Aber als sie lernen, dass sich eben alle möglichen Tiere lieb haben, ganz egal wie oder wer sie sind, sehen sie ein, dass es ganz einfach ist. Wer sich lieb hat, darf sich küssen.
Die einfache Sprache und die klaren Illustrationen machen es möglich, das Buch auch kleineren Kindern vorzulesen, vom Verlag ist es ab vier Jahren empfohlen. Langweilig ist es für die größeren aber deshalb keinesfalls, die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke von verliebt über empört bis zu erstaunt geben eine Menge Gesprächsstoff, das Thema kann ja auch um einige andere erweitert werden. Ein wunderbares Buch, anhand dessen unsere Kinder viel über Vorurteile und Akzeptanz lernen können und das außerdem viel Spass macht.
Anne Hassel und Eva Künzel: Küssen verboten (Thienemann 2020)