Das Buch habe ich nur durch Zufall entdeckt (an dieser Stelle danke an Caro, die mich immer wieder auf vielversprechende Titel aufmerksam macht). Kein Wunder, es gibt auch nur 100 Exemplare davon. Umso mehr freue mich mich darüber, es hier vorstellen zu können. Der Titel hält auch wirklich was er verspricht: Eine Hommage an’s Blau machen und an’s Nichtstun, ein Plädoyer für’s einfach mal zu Hause bleiben und Lohnarbeit und Schule sein zu lassen.
Wim ist sieben Jahre alt und wohnt mit Schwester Gretchen, Mama und Papa in Hamburg. Am liebsten geht er in Parks und auf Spielplätze. Als ihn eines Tages sein Papa morgens zur Schule wecken will, hat er partout keine Lust aufzustehen und verkriecht sich unter der Decke. Anstatt ihn weiter zu nerven, sagt Papa: „Weißt du was Wim? Heute sagen wir alles ab“. Die beiden kuscheln sich erstmal zu Mama und Gretchen und schlafen genüsslich aus.
Zum Frühstück gibt es Waffeln und Pfannkuchen und Popcorn und als Papas Chef anruft und Papa sagt, dass er heute zuhause bleibt, weil er keine Lust hat zu kommen, beschließt dieser, dass das eine gute Idee sei und geht, genau wie die anderen Kolleg_innen nach Hause.
Der Nachbar Alfred ist zuerst genervt vom Tanzlärm der Familie, doch später schließt er sich den Blaumacher_innen an und zeigt ihnen seinen coolsten Tanzschritte. Auch der Pizzabote macht mit und später sogar ganz Hamburg: Kinder und ihre Eltern, alte Paare, junge Paare, Freund_innen, Schulkinder, Jugendliche und Nachbar_innen. Es hatte sich in der ganzen Stadt herumgesprochen, alle Leute haben plötzlich frei! Sie unterhalten sich, spielen fangen am Gehweg oder genießen einfach nur die Sonne. So ein schöner Tag. Um Mama sagt am Ende: „Was meinst du, Wim, sagen wir morgen wieder alles ab?“
Das Buch beschreibt diese schöne Utopie authentisch aus Kindersicht. Ein besonderes Highlight sind zweifarbigen Illustrationen und die vielen schönen Details, die es auf den Bildern zu entdecken gibt (Papas Dopplereffekt-Platte!! Streikende Kinder am Gehweg!). Wie schön erwähnt, wurden von diesem Kunstwerk nur 100 Stück gedruckt. Per Hand übrigens! Risographie ist ein umweltfreundliches Druckverfahren auf Sojabasis aus Japan, das dem Siebdruck ähnlich ist. Die leuchtenden Sonderfarben des Risographen werden wasserbasiert über eine Farbtrommel auf das Papier gedruckt. Dabei entstehen durch die risotypischen Effekte, wie Farbverläufe, verschobene Elemente oder aquarellartige Farbflächen ganz besondere Unikate. Jeder Bogen wird einzeln angefasst und kann Spuren der Handarbeit tragen. Deswegen bin ich damit auch etwas heikel und halte es von schmierigen Kinderfingern fern. Shame on me! Zu bestellen gibt es noch Exemplare im Unashop und bei Tschau Tschüssi. Wenn die weg sind, bleibt zu hoffen, dass sich ein Verlag dem Buch annimmt.
Sebastian König: Heute sagen wir alles ab! (Studio Una)