Bücher über die unterschiedlichsten Beziehungen zwischen Kindern, alten und jungen Menschen, zwischen Tieren oder anderen Lebewesen gibt es viele, doch ein Buch übers Freund_innen sein mit allen Fragen, die dazu existieren, ist neu. Und toll!
Warum brauchen wir Freund_innen? Wie entstehen Freund_innenschaften? Wie ist das, wenn wir streiten? Welche Gefühle gibt es in diesem Kontext? Wie verhält man sich fair, und wie findet man nach einem Konflikt wieder zueinander? Warum verändern sich Freund_innenschaften, und wie lernt man überhaupt neue Freund_innen kennen?
Viele Fragen, viele Antworten. Das Buch begeistert mit einer Vielfalt, die man sich nur überall wünschen kann. Denn Antworten zu zwischenmenschlichen Beziehungen können je nach Protagonist_innen sehr unterschiedlich ausfallen, nicht nur bei Kindern. Wir bekommen also eine Bandbreite von Möglichkeiten präsentiert, mit denen man super arbeiten kann. Beispielsweise kümmern sich Freund_innen umeinander, trösten sich, hören zu, interessieren sich für ihr Gegenüber und haben zusammen Spaß. Oder: Freund_innenschaft kennt keine Grenze wie Alter, Größe, Herkunft oder Interessen. Die einen mögen Dinos, die anderen nicht.
Auf jeder Seite wird ein neues Thema eröffnet mit vielen unterschiedlichen Illustrationen und – das mag ich besonders – Selbstreflexionsfragen oder Denkanstösse für weitere Gespräche wie z.B. “Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der jemand deine Gefühle verletzt hat? Was würdest du sagen, wenn es wieder passiert?” Dadurch eignet sich das Buch zwar nur bedingt zum Einschlafen, da es aktuell bei uns viele Fragen auslöst, aber das ändert nix am differenzierten und diversen Bild über Freund_innenschaft, das vermittelt wird.
Kinder werden beim (Vor-)Lesen in ihren Gefühlen bestärkt, lernen, dass es ok ist, eine andere Meinung zu haben als die beste Freundin, und wie wichtig Wertschätzung und ein liebevoller Umgang ist. Für Streit- und Konkliktsituationen werden unterschiedliche Handlungsweisen aufgezeigt, und auch klar vermittelt, ab wann man eine erwachsene Betreuungsperson einschalten sollte.
Am Ende gibt es noch zwei längere Seiten mit pädagogischen Anmerkungen für alle, die mit Kindern arbeiten und leben, die ich für recht gelungen halte. Ansatzweise erkennt man Methoden aus der gewaltfreien Kommunikation und weitere alternative Formen der Konfliktbewältigung wieder. Alles in allem ein schönes Bilderbuch für zuhause, Kindergarten, Hort und Schule, da sich daraus vielfältige Gespräche und Diskussionen ergeben können.
Habt ihr jetzt beim Lesen was bemerkt? Nein? Stört euch denn die gendersensible Formulierung “Freund_innen” nicht?! Nein? Uns auch nicht. Warum das Buch daher den Titel “Freunde” im generischen Maskulinum trägt, bleibt für uns ein ewiges Rätsel, und ist jammerschade angesichts der Vielfalt im restlichen Buch.
Felicity Brooks, Mar Ferrero, Frankie Allen: “Freunde. Das sind wir!” (Usborne Verlag), €13,40