Im Nachwort von Zwei von jedem erzählt die schwedische Autorin Rose Lagercrantz, deren berührende und gleichzeitig leichtfüßige Dunne-Bücher, wir (konkret: Leseratte Ro und ich und alle, denen ich sie jemals empfohlen habe) unglaublich gerne gelesen haben, dass sie bereits mehrere Bücher über das Schicksal von Juden_Jüdinnen geschrieben hat – die aber offenbar leider nie ins Deutsche übersetzt wurden. Zuletzt wurde sie vom schwedischen Rundfunk gebeten wurde, ein Märchen zu schreiben. Lagercrantz erklärt:. „Ein Märchen? Das kann ich nicht, dachte ich. Der Nationalsozialismus ist kein Märchen. Der Antisemitismus ist kein Märchen. In Märchen passieren entsetzliche Dinge, aber sie enthalten auch oft etwas anderes: Liebe. Daran habe ich mich gehalten. Die Liebe die sich in dieser Erzählung zu Anfang zwischen zwei Kindern abspielt. Aber kann Liebe das Entsetzliche ausgleichen? Ich glaube ja. Jedenfalls im Märchen. Und so wurde es doch ein Märchen.“
Zwei von jedem ist nun dieses Märchen von der Autorin, die immer so nah dran an der Gefühls- und Gedankenwelt ihrer jungen Leser_innen ist und deren Geschichten einen besonderen Platz in unserem Herzen haben. In diesem Buch kommen noch ein bis zwei weitere Ebenen dazu. Einerseits ist es ein Kinderbuch mit historischem Bezug und andererseits ganz eng mit ihrer eigenen Familiengeschichte verwoben. Es erzählt eine berührende Liebesgeschichte und gleichzeitig über den Holocaust und basiert auf Erzählungen von Familienmitgliedern der Autorin. In der Geschichte geht es um zwei Kinder in den 1940er Jahren in Siebenbürgen. Eli und Luli sind neun Jahre alt, ihre Kindheit ist von Armut, aber auch von ihrer besonderen Freundschaft geprägt. Am liebsten laufen durch die Gegend – weg vor imaginären Vampiren. Eines Tages holt Lulis ausgewanderter Vater seine Kinder nach Amerika und Eli bleibt voller Sehnsucht zurück. In der Zwischenzeit bricht der Zweite Weltkrieg aus, der Holocaust beginnt, Juden_Jüdinnen müssen einen Stern tragen, werden vertrieben und auch Eli wird in verschiedene Lager deportiert. Er überlebt. Nach dem Krieg lebt er ohne Perspektiven in Schweden, bis ihn ein Brief von Luli erreicht… Ihr gemeinsames Leben geht weiter.
„Kinder verstehen es. Und Kinder wollen es wissen!“ sagt Luli. Eli antwortet darauf: „Ich verstehe es ja selber nicht.“
Zwei von jedem ist eine zutiefst menschliche und ergreifende Geschichte und gerade für die Altersgruppe der ab 9jährigen ein wertvoller Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust und dem Leben von Juden_Jüdinnen vor und nach dem Krieg. Das Buch berührt, ohne die Leser_innen zu überwältigen. Besonders macht es außerdem, dass Rose Lagercrantz dafür hat nicht nur Elemente ihrer eigenen Familiengeschichte aufgegriffen hat, sondern es durch die Illustrationen ihrer Tochter Rebekka zu einem generationenübergreifenden Familienprojekt wurde. Und zu einem wichtigen und eindringlichen Gesamtkunstwerk.