Was ist Zuhause. Vom Wohnen, Leben, Weggehen und Ankommen ist ein weiteres vielfältiges, grandios aufbereitetes und trotzdem kompaktes Sachbuch aus dem Beltz&Gelberg-Verlag. Bisher sind in dieser Reihe Bücher zu Klimawandel, Wasser, Müll oder Nachhaltigkeit erschienen. Sie alle haben gemeinsam, dass sie die jeweiligen Themen aus zahlreichen Perspektiven beleuchten. Sie vermitteln spannende Informationen verständlich durch Text und Bild und regen zum Weiterdenken an.
Kristina Scharmacher-Schreiber hat für die Neuerscheinung allerhand Daten und Fakten zum Thema Wohnen zusammengetragen. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass in Deutschland jedes Familienmitglied durchschnittlich 47 m2 zur Verfügung hat. Krass und irritierend! Bei uns sind es durchschnittlich 28 m2 pro Person und ich empfinde das eigentlich schon als ziemlich privilegiert. Diese Zahlen sind auf jeden Fall ein super Anlass um über eine Verteilungsschieflage und soziale Gerechtigkeit zu sprechen. Weiter geht es mit Kauf- und Mietpreisen und Dingen, die der Staat tun kann, damit Wohnen leistbar bleibt.
Das Buch beschränkt sich nicht, wie der Titel vermuten lassen könnte, auf das Naheliegendste. Unterschiedliche Wohnformen in Stadt und Land (mit regionalem Schwerpunkt auf Deutschland) sind zwar Thema, es wird jedoch viel Raum (hehe) gemacht für Aspekte, die einer nicht sofort in den Sinn kommen, die aber absolut relevant sind. Um die Bandbreite zu veranschaulichen, einige Stichworte, die im Buch behandelt werden: Gentrifizierung, Höhlen im Wohnzimmer bauen, Nachhaltigkeit, Homeoffice, Patchworkfamilien, Stadtteilbüros, Renovieren, Obdachlosigkeit, Asylverfahren, Migration, Mehrsprachigkeit und Inklusion.
Kristina Scharmacher-Schreiber Texte sind verständlich, aufschlussreich und wertfrei, die tollen Illustrationen von Lena Hesse veranschaulichen die Sachverhalte. Nicht zuletzt weil das Thema Wohnen alle Menschen betrifft, aber auch weil das Buch richtig gut aufbereitet ist: Ich kann mir keine Person vorstellen, die mit der Lektüre nichts anfangen kann.