In dieser Episode geht es ums Thema Gewalt. Carla hat zu dem Thema im Rahmen der #16TagegegenGewalt ein Büchergespräch für die Büchereien Wien gehalten. Im Podcast stellt sie Kinderbücher zum Gewaltbegriff allgemein und Werken, die sich explizit mit häuslicher Gewalt auseinandersetzen. Eine wichtige Grundlage ist der Artikel von Luise Strothmann, die 2019 in der taz dazu Aufrief, Kinderbücher wegzuwerfen, die vor sexualsierter Gewalt schützen wollen, sich inhaltlich aber schlicht auf die Botschaft „Ich gehe nicht mit Fremden mit“ beschränken. Der gefährlichste Ort ist für Kinder aber immer noch das eigene Zuhause. Sie schreibt: „Die Art wie Täter konstruiert werden, ist mehr als unbedarfte Pädagogik. Der „Kinderschänder“ erfüllt eine gesellschaftliche Funktion. Er ist „der Andere“, möglichst fremd, möglichst weit weg. Damit lenken wir davon ab, dass es um alle geht.“ Wirkliche Präventionsarbeit ist (wie fast alle Erziehungssachen) höchst anstrengend, weil sie Dinge beinhaltet, die Erwachsene selbst nicht gelernt oder verinnerlicht haben. Bei diesem Prozess können Kinderbücher sehr wohl unterstützen. Wenn es darum geht, wie man eigene Grenzen zieht und die von anderen wahrt, wenn Konsens und das Bewusstsein für den eigenen Körper thematisiert werden, oder wenn sie helfen, die eigene Gefühlswahrnehmung zu schärfen, zum Beispiel.
Pernilla Stalfelt: Ich mach dich platt! Das Kinderbuch von der Gewalt. Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. 32 Seiten, ab 5 Jahren, 12 Euro. Moritz 2008.
Lisen Adbåge: Die Bestimmer. 36 Seiten, 14 Euro, ab 4 Jahren. Beltz & Gelberg, 2021.
Ellen Duthie, Daniela Martagón: Grausame Welt? Nachdenken über Gut und Böse, 20 Karten und ein Plakat, 18 Euro, ab 8 Jahren, Moritz 2018.
Stina Wirsén: Klein. Schwedischen Susanne Dahmann. 40 Seiten, 10 Euro, ab 3 Jahren. Klett Kinderbuch, 2018.
Klein gibt es übrigens auch als Animationsfilm!
Gro Dahle, Svein Nyhus: Bösemann. Aus dem Norwegischen von Christel Hildebrandt. 48 Seiten, 18 Euro, ab 5 Jahren. NordSüd, 2019
Sprachi-Interview
Zu Gast beim Sprachi-Interview ist Renate Tanzberger vom feministischen Bildungsverein EfEU. EfEU ist im Bereich „Gewalt an und unter Jugendlichen“ Teil der österreichischen Plattform gegen Gewalt in der Familie tätig und hat in diesem Rahmen eine kommentierte Empfehlungsliste von Jugendbüchern zu erstellt, die das Thema „Gewalt in der Familie“ behandelt. Dabei war es ihnen wichtig, dass verschiedene Formen von Gewalt (physische, psychische, sexuelle Gewalt, Homonegativität, Rassismus …) sichtbar werden.
Elizabeth Acevedo: Poet X. Aus dem Englischen von Leticia Wahl. 342 Seiten, 15 Euro, ab 14 Jahren. Rowohlt 2019.
Beate Teresa Hanika: Rotkäppchen muss weinen. 224 Seiten, 13 Euro, ab 14 Jahren. Fischer 2009.
Leseratte Ro empfiehlt
Leseratte Ro empfiehlt ein Kinderbuch in dem es Selbstverteidigung geht. „Pass bloß auf deinen Daumen auf“ gibt es übrigens auch als Maus-Hörspiel beim WDR zum Download.
Elena Prochnow: Pass bloß auf deinen Daumen auf. 38 Seiten, 15 Euro, ab 5 Jahren. Edition Pastorplatz, 2021.
Leider wird es auch genau so in “Selbstverteidigungskursen” (VS, 1. Klasse) durch (hauptberufliche) Polizist:innen vermittelt: Angst muss man nur vor Fremden haben, Mama/Papa/Oma/Opa dürfen Kinder natürlich “immer” abholen (in Klassen, wo es Wegweisungen und Kontaktverbote gibt). Es wird das Flüchten vor Fremden im Auto geübt – die eigenen Grenzen und Erfahrungen den Kindern dabei ganz selbstverständlich abgesprochen… wenn es nur schade wäre, aber so wie “Präventionsarbeit” großteils stattfindet, ist es leider auch sehr gefährlich.