Ramona lebt mit Vater und Schwester Hattie in einem Trailer in Eulogy, Mississippi. Sie ist über 1,90 groß, was manchmal nervig sein kann, hat blaue Haare und weiß schon immer, dass sie lesbisch ist. Kurz nachdem die Familie durch den Hurrikan Katrina alles verloren hatten, zog Ramonas und Hatties Mutter ins Landesinnere. Seitdem fühlt sich Ramona verantwortlich für Hattie, über die immer wieder kleinere und größere Katastrophen hereinbrechen, obwohl diese eigentlich die ältere von beiden ist. Während alle anderen das Leben nach ihrem Schulabschluss planen, sich bei Colleges bewerben, sich auf neue Städte und neue Menschen freuen, steht für Ramona fest, dass sie bleiben wird wo sie ist. In Eulogy, bei ihrer inzwischen schwangeren Schwester, mit mindestens drei verschiedenen Jobs, um mitzuhelfen, die Familie über Wasser zu halten. Auch die Liebe zu Grace, die immer wieder versucht, sie zu anderen Plänen zu motivieren, ändert daran nichts. Und als Grace sie schließlich verlässt, fühlt sie sich darin bestätigt.
Doch dann taucht plötzlich Freddie wieder auf, den Ramona jahrelang nicht gesehen hat, und sie beginnt langsam, ihre scheinbar festgefahrene Zukunft in Frage zu stellen.
Julie Murphy hat einen Roman für Jugendliche geschrieben, der nicht nur unterhaltsam und spannend ist. Er setzt sich mit Privilegien auseinander, mit Armut und Rassismus, mit der Frage nach der eigenen Identität und ob die eigentlich immer feststehen muss oder auch etwas Fließendes sein kann. Die (einzige) Sexszene zeigt, wie wichtig gegenseitiger Respekt und Zustimmung sind. Ein tolles Buch, dessen einziger Fehler darin besteht, dass ich es nicht schon als Jugendliche lesen konnte.
Julie Murphy: Ramona Blue (Fischer Verlag)