Im letzten Jahr hat Alok Vaid-Menon mit dem Poetry- und Comedyprogramm „An Evening with ALOK“ weltweit Säle gefüllt. Im Publikum überwiegend Queers, die mitlachten und -weinten, sich gesehen und verstanden fühlten. Dasselbe Gefühl erzeugt vermutlich bei vielen Menschen auch die Lektüre „Mehr als binär“. Das erstmals 2020 als „Beyond The Gender Binary“ erschienene Buch wurde kürzlich von Linus Giese („Ich bin Linus“) und Charlotte Milsch (u.a. „Literarische Diverse“ und „Transcodiert“) sorgfältig ins Deutsche übertragen und im neu gegründeten katalyst Verlag für junge Literatur herausgegeben. Komplett neu illustriert wurde es dafür mit prachtvollen ALOK-Portraits von Julius Thesing („You Don’t Look Gay“).
Eindrücklich und anschaulich schreibt ALOK aus der Perspektive einer nicht binären Person of Color darüber, wie es ist, in keine der gesellschaftlich vorgegebenen Kategorien zu passen, über die Abwertung, mit der gendernonkonforme Menschen konfrontiert sind, welche Unannehmlichkeiten sie für „die Mehrheitsgesellschaft“ vermeintlich verursachen und mit welchen Argumenten ihre Existenz immer wieder in Frage gestellt wird. ALOK legt dar, wie wichtig, bereichernd und alternativlos es ist, über Binarität hinauszudenken, Vielfalt zu feiern und die eigene Identität zu erkunden. Dabei richtet sich das Buch auch an Menschen, die darüber noch nicht so viel nachgedacht haben:
„Es wird sehr viel über uns gesprochen, doch sehr wenig mit uns.“
Auch die Lektüre kann ein Anfang sein. Auf jeden Fall ein wichtiges Plädoyer für Kreativität und Diversität, in einer Welt, in der zwar man zwar einerseits „Sei unbedingt du selbst!“ nahegelegt bekommt. Gleich gefolgt von „Aber bitte nicht so“.
Alok Void-Menon „Mehr als binär“ ( Illustriert von Julius Thesing. Aus dem Englischen von Linus Giese. Katalyst, 108 S., 19 Euro, ab 14 Jahren)