Tanya Byrne verknüpft in ihrem queeren Jugendroman “Everlove” (im Englischen Original “Afterlove”) eine Geschichte der ersten großen Liebe mit einem interessanten Gedankenspiel, was nach dem Tod mit uns passiert.
Auf der Impressumsseite findet sich eine Triggerwarnung zu den Themen Unfalltod, Trauerverarbeitung und Queerfeindlichkeit.
Hauptfigur ist die extrem sympathische sechszehnjährige Ash. Bisher stets von anderen Mädchen nur für einmalige Kussabenteuer benutzt lernt sie bei einem Schulausflug auf einer Fähre die gleichaltrige Poppy kennen. Die beiden verbringen von nun an jede freie Minute miteinander und unternehmen gemeinsam eine Zugreise zur Tate Modern nach London. Diese Episode erinnert an C.F. Sandjons Geschichte “Die Sonne, so strahlend und schwarz”, wo die Hauptfiguren von Berlin nach Hamburg reisen.
Ash ist ihrer strenggläubigen Mama gegenüber bereits geoutet, es kommt aber zu keinem Zusammentreffen der Mädchen und ihren Familien, die sich sehr unterscheiden. Ashs Familie hat indoguyanische Wurzeln und mit Alltagsrassismen und finanziellen Problemen zu kämpfen. Die vegan lebende Poppy stammt aus einer wohlhabenden Akademikerfamilie, die keine Zeit für sie hat.
Die Klappengestaltung verrät leider schon, das Ash stirbt und nimmt damit einige spannende Lesemomente vorweg. Der Roman beginnt mit einer Vorausblende, in der bereits Charon, der Bootsmann aus der griechischen Mythologie, in Erscheinung tritt. Die Geschichte ist im Anschluss an das vor und danach von Ashs Unfalltod gegliedert.
Die Covergestaltung und auch die Geschichte schreien teilweise “Kitsch!”, aber der Roman liest sich super schnell weg und man “lebt” mit der Hauptfigur mit. Besonders schön fand ich die Beschreibungen der Handlungsorte – das Buch ließe sich auch als Werbung der Küstenstadt Brighton vermarkten – und der Einfall, die Hauptfiguren mit Kunstwerken zu vergleichen (The Lady of Schalott von J.W. Waterhouse vs. Mark Rothko, Red on Maroon).