Diese Rezension erschien zuerst im Missy Magazine 1/22
Es ist Winter, und so kalt, dass Kinder und ältere Personen nicht das Haus verlassen sollen. Die Schulen kommen mit dem Heizen nicht mehr hinterher und sind geschlossen, der Unterricht findet über Video statt. Was zuerst aufregend und spannend wirkt, wird auf Dauer ganz schön nervig und anstrengend. Tamara Bach hat mit „Das Pferd ist ein Hund“ einen vielschichtigen Lockdownkinderroman, der ganz ohne Corona auskommt, geschrieben. Sie erzählt gewitzt und authentisch aus der Perspektive von Clara, ungefähr elf Jahre, die gemeinsam mit ihrer Mama, ihrer kleinen Schwester Luze und deren Papa Gregor in einer Wohnung lebt. Obwohl sich das Leben drinnen abspielt, passiert rundherum ganz schön viel. Clara vermisst ihre beste Freundin, mit der sie sich kurz zuvor gestritten hat, die Eltern sind sich uneinig, ob Homeoffice, Kinderbetreuung und Zuständigkeiten, und ihre Schwester Luze hat Fantasie als Strategie für den Umgang mit der neuen Situation gewählt und sich einen unsichtbaren und hellseherischen Hund namens Pferd ausgedacht. Auch die Mietshausgemeinschaft wird einbezogen. Gemeinsam mit dem Nachbarsjungen Vincent starten die beiden Schwestern einen Dokumentarfilm über ihre Mitbewohner*innen und somit auch über deren unterschiedliche Lebenssituationen. Beachtenswert ist nicht nur die einnehmende Geschichte, sondern sind auch die von Ulrike Mölten gestalteten Kapitelvignetten.
Tamara Bach „Das Pferd ist ein Hund“ (Carlsen, 240 S., 12 Euro, ab 10 Jahren)