Das Graphic Novel “Das Gute am Ende des Tages” von Greta von Richthofen, erschienen im Herbst 2021 im Jaja Verlag, erzählt aus der Perspektive der Ich-Erzählerin die unsichere Zeit im Frühjahr 2020 als noch niemand wirklich wusste was Corona ist und wie es weitergehen wird.
Zwei Jahre später sind die Unsicherheiten bei weitem noch nicht vorbei und zumindest ich schwanke täglich zwischen “wo ist die Zeit hingelaufen” und “wie langsam können zwei Jahre vergehen”. Das Graphic Novel ist ein spannender Blick auf den Anfang und all die Hoffnungen und Sorge – eine Leseempfehlung.
Der Comic startet irgendwann Anfang 2020, die Erzählerin ist gerade mit dem Studium fertig. Mit dem Abschluss der Kunsthochschule in der Tasche soll es mit Freund im umgebauten Bus für eine Zeit nach Spanien gehen, ehe ein Stipendium angetreten werden kann.
Da sich der Umbau des Busses und die Führerscheinprüfung etwas verzögert haben, ziehen die Erzählerin Greta und ihr Freund Heinrich nach Kündigung ihrer Wohnung für einige Wochen zu einer Freundin ins Gästezimmer – als Zwischenlösung. Zu dieser Zeit ist das Virus noch “weit weg” und Greta witzelt beim Abschleifen des Bodens, wie es wäre, die Atemschutzmaske länger und in der Öffentlichkeit tragen zu müssen. “Stell dir vor, du musst so eine Maske stundenlang tragen. So wie in Wuhan wegen dem Virus.” (Seite 21).
Als der Bus fertig umgebaut ist brechen sie auf und schon bei der Reise aus Deutschland richtung Spanien fällt auf, wie leer die Straßen sind. An den Raststätten wird bereits Abstand gehalten, am Campingplatz unterhält man sich auf Distanz und die Familie und Freund*innen schreiben besorgte SMS, ob die Reise wirklich eine gute Idee ist. Als die deutschen Grenzen geschlossen werden beschließen die beiden ihre Reise abzubrechen.
Zurück in Kassel kommen die beiden bei Freund*innen in einer WG unter. Hier geht es nun darum neue Routinen zu finden. Herauszufinden wie Distanz und Nähe, Planung der nächsten Schritte und Alltag zur Zeit einer absoluten Unsicherheit aussehen können.
Greta von Richthofen gelingt mit ihrem Comic eine Mischung aus der Schilderung einer sehr persönlichen Ebene und gleichzeitig den Blick auf andere Lebenssituationen zu richten. Im zweiten Teil des Buches sind verschriftlichte Gespräche mit Menschen aus Richthofens erweiterten Umfeld. Sie schildern wie sie die Anfangsphase der Pandemie erlebten und welche Auswirkungen sie auf ihren Alltag, ihre Routinen oder auch ihre Arbeit hatte. So kommen unter anderem Student*innen, Künstler*innen, Lehrer*innen und Mitarbeiter*innen eines Archivs zu Wort.
“Das Gute am Ende des Tages ist eine Graphic Novel, die den Beginn der Pandemie aus meiner Perspektive dokumentiert, Entstanden ist eine Geschichte über meinen Alltag, Distanz und Nähe, ergänzt durch aufgezeichnete Gespräche in meinem Umfeld. Bei diesem Projekt ging es mir vor allem daum alltägliche Situationen darzustellen und zu zeigen: jede Person hat eine Geschichte zu erzählen.” (Projektbeschreibung der Autorin)
Dieses Versprechen hält der Comic auf jeden Fall. Darüber hinaus sei noch als positiver Pluspunkt anzumerken, dass auch Antiasiatischer Rassismus, der durch die Pandemie und Medienberichte verstärkt wurde, thematisiert wird.