Mit den Büchern der Little People Big Dreams-Reihe ziehen weiterhin großartige und inspirierende Persönlichkeiten in die Kinderbuchregale ein. 2020 wurde ein weiterer Schwung Bücher ins Deutsche übersetzt, die allesamt spannende (Lebens)Geschichten erzählen und Räume öffnen, um über verschiedenste Themen zu sprechen.
Maya Angelou war Schriftstellerin, Feministin und Aktivistin der Schwarzen Bürger_innenrechtsbewegung. Lisbeth Kaiser hat die Lebensgeschichte Angelous aufgeschrieben, sie spart dabei Themen wie strukturellen Rassismus und sexualisierte Gewalt nicht aus. Während ich die Auseinandersetzung mit ersterem gelungen finde, stört mich der (kurze) Text zu zweiterem („Sie war acht, da verging sich Mamas Freund an ihr.“). Diese Passage ist unpassend verharmlosend, zu simplifiziert, um nebenbei in eine Geschichte eingestreut zu werden. Der Missbrauch war der Grund dafür, dass Maya als Kind aufhörte zu sprechen. Eine Freundin ihrer Großmutter half ihr, von Büchern unterstützt, ihre eigene Stimme wieder zu finden. Als Erwachsene begann sie selbst zu schreiben und gab durch ihre Werke vielen Menschen Hoffnung.
Schade und kritisierenswert ist übrigens, dass alle Bilderbuchbiografien über Schwarze Menschen ausschließlich von weißen geschrieben und illustriert wurden. Gerade hier wäre eine #ownvoices-Perspektive wichtig. Der Verdacht liegt nahe, dass der Wunsch nach Diversität sich in der Buchbranche einstweilen nur auf das, was man vorne in den Regalen sieht, beschränkt.
Trotz der Kritik ist das Buch ein sehr wichtiges und unbedingt (vor)lesenswert. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch noch die wirklich schönen Illustrationen von Leire Salaberria, die dabei helfen, unser Interesse für Maya Angelou, ihr Leben, ihre Kämpfe und ihre Werke zu wecken.
Lisbeth Kaiser: Maya Angelou
Illustriert von von Leire Salaberria
32 Seiten, 10 Euro, ab 4 Jahren
Suhrkamp Insel 2020