Genau hundert Jahre katapultiert der historische Kindercomic Heraus aus der Finsternis seine Leser_innen zurück, nämlich in die Zeit in der nicht nur der erste Weltkrieg endete, sondern auch die erste Welle der modernen Frauenbewegung eine ihrer zentralen Forderungen durchsetzte: Frauen durften in Deutschland zum ersten Mal an einer Wahl teilnehmen.
Von dieser politischen Aufbruchstimmung inspiriert, schießen sich die vier Mädchen Käthe, Jenny, Franziska und Josephine, die aus unterschiedlichen Milieus und Frankfurter Stadtteilen kommen, zusammen. Ihr gemeinsames Anliegen: Sie wollen dem Terror der Jungsbanden, die die Straßen der Stadt dominieren, ein für alle mal ein Ende setzen. Während sie den Jungs zu Beginn am Liebsten „die Hucke vollhauen“ wollen und schon dafür trainieren, entschließen sie sich letztendlich doch für einen gewaltfreien Weg.
Das Buch gibt nicht nur einen Einblick in das Leben zu der Zeit, er vermittelt auch interessante historische Hintergrundinfos. Damals wichtige Organisationen zur Wahrung der Rechte der Frauen werden im Rahmen der Geschichte vorgestellt: Zum einen die Rechtsschutzstelle für Frauen, in der sie Auskunft über Lohn- und Arbeitsrechte, Kindererziehung und Bildungsmöglichkeiten bekommen konnten und der Hauspflegeverein, der sich für Arbeiterinnen und ihre Familien einsetzte. Auch Aktivistinnen, die damals wirkten (zum Beispiel die feministischen Vorkämpferinnen Meta Quark-Hammerschlag, die den Mädchen als erste Frau im Stadtrat imponiertn, und Tony Sender, in deren Druckerei sie ihre Flugzettel vervielfältigen durften) werden in die Handlung miteinbezogen. Dem Autor und der Illustratorin ist es mit dieser Erzählung absolut gelungen Geschichte für Kinder ab ungefähr 8 Jahren spannend und lebendig machen.
Christopher Tauber, Annelie Wagner: Heraus aus der Finsternis
52 Seiten, 12 Euro, ab 8 Jahren
Zwerchfell 2019