Katja Klengel ist 29 Jahre, lebt in Berlin und macht eine Comic-Kolumne für Broadly: Über das Leben, die Liebe, Sex und die Stadt. Sie könnte quasi die Carrie Bradshaw der Comic-Szene sein, letzten Endes ist sie aber vor allem die Katja Klengel der Comic-Szene und ganz sie selbst. In ihrem essayistischen Comic Girlsplaining widmet sie sich authentisch, herrlich unverkrampft und mit schonungsloser Offenheit Themen rund um Sex, Körperbilder und Feminismus. Dabei geht es vor allem um ihre eigenen Erfahrungen, die sie mit Hilfe von nerdigen Popkulturreferenzen, von Buffy über Star Trek bis hin zu Harry Potter, zu Papier bringt.
Das Aufbrechen von gesellschaftlich tabuisierten Themen ist Klengels Spezialgebiet. Sie schreibt und zeichnet über Körperbehaarung, Menstruationsprodukte mit Blümchenduft und beklagt den Druck, der auf Frauen lastet, wenn sie keine Kinder möchten. Sie erzählt über ihre ersten Erfahrungen mit Selbstbefriedigung (mit ihrem altem Sagem-Handy: „[Handy-]Vibrationen von heute sind nichts dagegen.“) und Sex („Es ist doch absurd, dass ich Schmerzen in Kauf genommen habe, statt auf mich und meinen Körper zu hören […].“). Die Verbreitung des Wortes Vulva ist ihr Anliegen. Sie ist der Meinung: Wer die Vulva in den eigenen Sprachberacht miteinbezieht, bezieht auch die weibliche Lust in die Sprache ein und wir alle wissen: Sprache schafft Bewusstsein. Diesen Gedanken setzt Klengel selbst leider nicht immer um. Mit der Gleichsetzung von Vulven und Weiblichkeit bewegt sie sich starr in der cisnormativen Matrix und geht, obwohl sie es in einigen Bereichen propagiert, in anderen nicht immer achtsam mit Begriffen und Worten um. Dass das Buch ausschließlich weißen Feminismus repräsentiert ist ein weiterer Kritikpunkt.
Von meiner Empfehlungsliste streichen möchte ich das Buch dennoch nicht. Girlsplaining ist lustig, authentisch, nerdig und liest sich rasch durch. Mit Hinweis auf die genannten, nicht gelungenen Aspekte, würde ich die stellenweise so pointierte Lektüre all den Menschen, die selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben und darüber lachen wollen und all jenen, die diese Erfahrungen am besten gar nicht machen sollen müssen, nahelegen.
Katja Klengel: Girlsplaining (Reprodukt)
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