Seifenblase

Diese Rezension erschien zuerst im Missy Magazine 3/19.

Die Kanadierin Geneviève Castrée konnte viele Dinge ziemlich gut. Sie war Musikerin, Illustratorin und Comiczeichnerin. 2013 erschien „Ausgeliefert“, in dem sie von ihrer traumatischen Kindheit, geprägt von Lieblosigkeit und Gewalt, erzählte. Sie selbst wurde 2015 Mutter. Kurze Zeit später wurde bei ihr Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Über die letzten Monate mit ihrer Familie und mit der Krankheit – die im durch eine riesige Seifenblase symbolisiert wird – hat sie ein geschrieben und es unheimlich liebevoll illustriert. Ein Abschiedsgeschenk für ihre damals zweijährigen Tochter, damit diese eines Tages diese schwere Zeit nachvollziehen kann.

Die Seifenblase ist oft durchlässig, Mutter und Kind (immer in den besten Katzenprintoutfits, berührend, wie Castrée solch kleinen Details festhält) malen darin oder krümeln beim Frühstücken das voll. Manchmal ist Castrée aber in ihr isoliert, zum Beispiel wenn sie zu schwach ist, um zu spielen, oder wenn sie an Beatmungsschläuchen hängt. Das endet mit dem Platzen der Seifenblase: Die beiden können endlich wieder gemeinsam Eis gehen. In Wirklichkeit stirbt Geneviève Castrée kurz vor der Finalisierung des Buchs. Ihr Freund Arne Nilsen, selbst Witwer, vollendet ihr letztes Werk, und ihr Partner Phil Elverum veröffentlicht es auf ihren Wunsch posthum. Ein unfassbar schönes, ein unendlich trauriges Buch.

Geneviève Castrée „Seifenblase“ Aus dem Englischen von Katja Schmitz-Dräger und Klara Groß. Reprodukt, 18 Seiten, 12 Euro, ab 3 Jahren

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