Meine ganz (außer)gewöhnlichen Nachbarn wird aus der Perspektive von Nico erzählt wird. Nico lebt in einer Stadt am Meer (wir vermuten in Spanien, wo der Autor und Illustrator Mikel Casal lebt), gemeinsam mit vielen gewöhnlichen Leuten. Zumindest glaubt er das. Als er beginnt, seine Mitmenschen auf Besonderheiten zu untersuchen, wird er fündig.
Nico stellt auf 20 Doppelseiten interessante Geschichten, eigentümliche Talente und spezielle Persönlichkeiten der Menschen seiner Stadt vor: Rechts ein großflächiges Portrait der jeweiligen Person, links gibt es Nicos Beobachtungen zu lesen. Die Bandbreite der Besonderheiten ist groß. Vor allem geht um Tätigkeiten und Eigenschaften. So gibt es in Nicos Stadt unter anderem die Gitarrenlehrerin Eva, die eigentlich wie eine Rockerin aussieht, aber Jazzmusik liebt, Claude, der tagsüber Kellner und abends Sternforscher ist und den den riesengroßen Hünen Dave, dem man auf den ersten Blick nicht ansieht, dass er extrem schüchtern ist.
Immer wieder werden in den einzelnen Beschreibungen Klischees aufgebrochen, berührende Geschichten erzählt oder Denkanstöße geliefert. Ein absolut gelungenes Beispiel für letzteres ist das Portrait der 10jährigen Jule, die niemanden küsst. Nicht zum Abschied und zur Begrüßung und auch nicht ihre Oma.
Jule küsst niemanden, weil sie es hasst zu küssen. So einfach ist das. Und ich finde, das sollte man respektieren.
Mein ganz (außer)gewöhnlichen Nachbarn ist ein einfühlsames und cleveres Buch über Einzigartigkeit und ein Plädoyer für Vielfalt und Akzeptanz.
Mikel Casal: Meine ganz (außer) gewöhnlichen Nachbarn
48 Seiten, 15 Euro, ab 5 Jahren
Prestel 2019