Viele Kinder, die in der Stadt leben, wissen früh, dass nicht alle Menschen eine Wohnung haben. Ein Kinderbuch zum Thema Obdachlosigkeit kann ein guter Anlass sein, über Gründe für Obdachlosigkeit zu sprechen. Und auch darüber, was eine Gesellschaft bereitstellen muss.
Die Autor*innen
„Kein Bett in der Nacht“ von Maria Inês Almeida und ihrem Sohn José Almeida de Oliveira erzählt aus der Perspektive von José wie er Obdachlosigkeit erlebt. Almeida ist portugiesische Journalistin und hat mehr als 40 Kinderbücher geschrieben. Etwa über Malala Yousafza. Die Illustrationen von Cátia Vidinhas sind in Blau-, Weiß- und Gelbtönen gehalten. Sie werden zwischendurch von roten Tupfen kontrastiert. Nämlich dann, wenn so etwas wie Solidarität passiert. Die schönen Illustrationen unterstreichen die Nachdenklichkeit des Buches.
Inhalt des Buches
Josés Blick auf Obdachlosigkeit hat sich im Laufe seiner Kindheit verändert. Als jüngeres Kind dachte er, Menschen verbringen die Nächte auf der Straße, um sich den Sternenhimmel anzusehen. Das fand er toll, denn er konnte den Nachthimmel von seinem Bett aus nicht sehen. Erst später haben seine Eltern mit ihm über Obdachlosigkeit gesprochen. Obdachlosigkeit und absolute Armut werden im Buch auch mit den Themen Einsamkeit und Traurigkeit verknüpft. So erzählt das José, dass er sich darüber wundert, warum manche Menschen immer traurig wirken. Andere hingegen fröhlich. „Kein Bett in der Nacht“ zählt unterschiedliche Gründe für Traurigkeit auf und nennt auch finanzielle Sorgen. Kindgerecht wird vermittelt es, was der Begriff Obdachlosigkeit meint und wo Obdachlose auf der Straße schlafen. José erzählt auch, was er tut, um obdachlose Menschen zu unterstützen.
Obdachlosigkeit kann viele Gründe haben
Was das Buch leistet ist, verschiedene individuelle Gründe für Obdachlosigkeit zu erwähnen. Dennoch ist das Bild, dass von Obdachlosen gezeichnet wird, ein wenig eindimensional. Sie sind Männer*, sie wünschen sich eine Arbeit, eine Wohnung und Freund*innen. Aber wir sehen dennoch, dass jeder Mensch seine Geschichte hat. Hier lässt sich im Gespräch mit Kindern anknüpfen. Strukturelle Ursachen von Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit oder Wohnungsnot werden zwar nicht thematisiert, können aber begleitend ergänzt werden.
Hilfe als individualisierte Aufgabe?
Das Buch zeigt Kindern individuelle Handlungsmöglichkeiten auf: obdachlosen Menschen auf Augenhöhe begegnen und Fragen stellen oder auch „an Weihnachten wohltätige Einrichtungen aufsuchen und Kleidung und Essen für Obdachlose sammeln“.
Ein Kinderbuch über Obdachlosigkeit kann nicht alles erklären, was es zur Wohnungsfragen im Kapitalismus zu sagen gibt. Der Buchrücken verspricht auch eine Thematisierung von Wohnungslosigkeit. Von dieser sind Kinder in Ländern der Europäischen Union selbst stärker betroffen als von Obdachlosigkeit. Im Buch selbst ist Wohnungslosigkeit leider kein explizites Thema.
Gesellschaftliche Fragen der Sozialpolitik thematisiert das Buch kaum. Wichtig wäre, das in beim Vorlesen selbst einzubringen. Etwa, dass jeder Mensch das Recht auf eine Wohnung hat – egal ob sie Lohnarbeiten oder eben nicht.
“Kein Bett in der Nacht” ist im Knesebeck Verlag erschienen und kostet etwa 15 Euro. Empfohlen ist es ab 4 Jahren.