niwîcihâw / ᓂᐄᐧᒋᐦᐋᐤ / Helfen & nipêhon / ᓂᐯᐦᐅᐣ / Warten

Die neu erschienenen Bilderbücher namens niwîcihâw / ᓂᐄᐧᒋᐦᐋᐤ / Helfen und nipêhon / ᓂᐯᐦᐅᐣ / Warten fangen durch die gelungene Komposition von wenigen Worten und ausdrucksstarken Bildern wunderbar und unaufgeregt besondere Alltagsszenen ein. Sie schaffen es, trotz aller Simplizität, einen Eindruck in das heutige Leben einer First-Nations-Familie, fernab von Klischees und Stereotypen, zu geben. In beiden Werken stehen Heilpflanzen und die Verbundenheit der Generationen im Mittelpunkt.

In niwîcihâw / ᓂᐄᐧᒋᐦᐋᐤ / Helfen begleitet man ein Kind und seine Großmutter auf die Hagebuttenernte und durch die Zeit, die die beiden nach vollbrachter gemeinsam aber ganz unterschiedlich verbringen.

nipêhon / ᓂᐯᐦᐅᐣ / Warten beginnt mit einer Szene vor Großmutters Wohnwagen. Sie packt ihre Kräuterernteutensilien ein. Mutter und Kind warten, bis es endlich aufs Feld geht, Scharfgarben sammeln. Als sie fertig sind, müssen hingegen das Kind und die Großmutter auf die Mutter warten, weil diese gerade andere Dinge im Kopf hat.

Die kanadische Künstlerin Caitlin Dale Nicholson bildet diese Momente stimmungsvoll und großflächig mit Acryl auf Leindwand ein. Dass die Leinwandstruktur sichtbar ist, gibt den Bildern noch mehr Tiefe. Der Text, zweimal in Cree-Sprache (einmal in den Cree-Silben und einmal in lateinischer Schrift) und einmal in der deutschen Übersetzung, stammt von Leona Morin-Neilson, einer Pflanzenheilkundlerin und Cree-Lehrerin,  die die Malerin zu auch diesem Buch inspirierte.

Ich freue mich so sehr, dass im Susanna Rieder Verlag meines Wissens nach, die ersten Kinderbücher die von Angehörigen einer First Nation, genauer gesagt der Cree bzw. Tahltan verfasst wurden, erschienen sind. Ich beschäftige mich schon länger mit der Darstellung von Ersteinwohner_innen Amerikas in Kinderbüchern und kannte bislang kein deutschsprachiges Werk, dass ich empfehlen konnte. (Siehe: „Bei den Indianern“, „Fliegender Stern“, „Yakari“ und Co.: Warum wir keine „Indianer“bücher lesen) Eine Alternative zu Stereotypen reproduzierenden Büchern, sind Werke aus der Perspektive von Angehörigen einer zahlreichen First Nations, im Idealfall auch von ihnen selbst verfasst. Das Interesse an dem Thema ist auf jeden Fall groß, oft wurde ich nach Literaturtipps  gefragt („Was kann man denn stattdessen lesen?“).  Das einzige was ich anbieten konnte, waren Sammlungen von englischsprachigen Büchern. Endlich kann ich meine Empfehlungen um zwei deutschsprachige Werke zu ergänzen.

Caitlin Dale Nicholson, Leona Morin-Neilson: niwîcihâw / ᓂᐄᐧᒋᐦᐋᐤ / Helfen (Susanna Rieder Verlag)
Caitlin Dale Nicholson, Leona Morin-Neilson: nipêhon / ᓂᐯᐦᐅᐣ / Warten (Susanna Rieder Verlag)

 

One thought on “niwîcihâw / ᓂᐄᐧᒋᐦᐋᐤ / Helfen & nipêhon / ᓂᐯᐦᐅᐣ / Warten

  1. Mich würde interessieren wie das Buch auf Kinder wirkt. Ich frage mich auch wie z.B. Fragen wie: “Warum beten sie?” “Zu wem beten sie?” oder auch, “Worauf warten sie?” “Wo nach horchen sie?” geantwortet werden könnte oder welche Gespräche entstehen.

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