Zugegebenermaßen: Die Geschichte selbst haut mich nicht sonderlich vom Hocker. In Schwanensee finden sich typische Motive klassischer Märchen wieder, zum Beispiel den bösen Zauberer und seine ebenso fiese Tochter und die verzauberte Prinzessin, die nur durch die Liebe eines Prinzens erlöst werden dann. Besonders großartig ist vor allem die illustratorische Interpretation von Jessica Courtney-Tickle. Jede Seite für sich ist wunderschön anzuschauen und es gibt so viel zu entdecken, von einem (zumindest was Hautfarbe betrifft) sehr diversem Ballerina-Team bis zu den Waldtieren, die an den Geschehnissen sichtlich Anteil nehmen. Das allercoolste an diesem Buch ist jedoch vor allem, dass die Hauptcharaktere Schwarz sind und zur Abwechslung der Bösewicht (nämlich Zauberer Rotbart) weiß.
Was das Buch nochmal extra besonders macht, ist dass es das Schwanensee auch zum Hören gibt. Auf jeder Seite kann ein Notensymbol gedrückt werden (das im vorderen Teil des Buches wegen den vielen darunter liegenden Seiten ein bisschen strenger) und die passende Sequenz von Tschaikowskys Werk wird kurz angespielt – lange genug um einen guten Eindruck davon zu bekommen. Super ist obendrein der Theorieinput auf der letzten Doppelseite, bei dem es neben einem Glossar und einer Kurzbiografie zum Komponisten einen Überblick über das ganze Stück gibt, samt Akt-Zuordnung und inklusive musiktheoretischer Erklärung und Ideen dazu, was sich Tschaikowsky bei den Stücken gedacht haben könnte. Hier schauen sich sowohl das 3-jährige (dass sich mit dem Musik abspielen noch ein bisschen schwer tut und sich dann ärgert) und das 9-jährige dieses Buch sehr gerne an.
Jessica Courtney-Tickle: Peter Tschaikowsky. Schwanensee: Ein Musik-Bilderbuch zum Hören
Aus dem Englischen von Birgit Franz
24 Seiten, 25 Euro, ab 5 Jahren
Prestel 2019
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