Die Eroberung der Villa Herbstgold – ein neues Abenteuer der Igel-Kinder


Die Igel-Kinder machen einen Ausflug. Doch wohin? Nachdem das letzte Abenteuer in den Wald führte (“Waldtage!”, Stefanie Höfler und Claudia Weikert, Beltz und Gelberg, 2020) geht es dieses Mal ins Altenheim “Villa Herbstgold”.

Für die Kindergruppe, unter ihnen Leslie, Önder, Ferdinand, Una, Sara und die Ich-Erzähler*innen, ein aufregender Ausflug, denn niemand weiß so recht, wer im Altenheim wohnt. Leslies Opa wohnt dort, aber könnte es nicht auch sein, dass dort wohnen? 

Im Altenheim angekommen erkunden die Kinder erst einmal das und lernen dabei allerlei freundliche und für Späße aufgelegte Bewohner*innen kennen, ehe für alle ein Theaterstück im Garten aufgeführt wird.

Das Buch hat sehr feinfühlige Details. Der Hauptcharakter wird nicht näher benannt; weder der Name noch Gender. Mit dem roten Kapuzenpullover, der moosgrünen Hose und den braunen Locken die unter der Kapuze bleibt es den Betrachter*innen überlassen, sich die Details auszudenken.

Unter die Details fällt auch die Beziehung der*des Protagonistin*en mit Ferdinand. Am weg zur Villa Herbstgold ist der Hauptcharakter aufgeregt und hat “Bauchkitzeln”, wobei hilft, dass Ferdinand an der Hand ist und “Der Wind der Wind das himmlische Kind!” zuflüsterte.

Es wird in diesem Kontext darauf verzichtet ein Klischee zu bedienen, demnach der Junge das Mädchen beschützt und beruhigt und auch die Formulierung “Gott sei Dank hatte ich Ferdinand an der Hand” gibt der*dem verängstigten Protagonist*in eine aktive Rolle mit der Angst umzugehen.

Natürlich werden mitunter auch Klischees die auf Altenheimen haften aufgegriffen, so etwa mit der vereinfachten Formulierung “Omas und Opas”, als ob alle eines bestimmten Alters automatisch Großeltern werden und zu einer homogenen Gruppe zugehörig sind. Dem wirkt das Buch jedoch entgegen, indem einzelne Bewohner*innen jeweils mit ihren Vorlieben und Namen vorgestellt werden und ihnen einzelne Doppelseiten gewidmet werden, wodurch sie nicht einfach Schablonen des “Opas” oder der “Oma” verbleiben.

Das Buch zeichnet insgesamt ein eher romantisches Bild von Altenheimen, was in Ordnung ist, da es gar nicht suggeriert einen Einblick in Abläufe zu geben, sondern einen Nachmittag aus Sicht der Kindergruppe erzählt. 

Die große Stärke liegt insgesamt darin, alte auf wertschätzende, humorvolle Weise als weiterhin aktive Individuen darzustellen, mit individuellen Interessen, Bedürfnissen und Ideen.

“Für alle Omas und Opas, die das Spielen nicht verlernt haben. Und für die Kinder, die mitspielen.”

Die Eroberung der Villa Herbstgold, Stefanie Höfler und Claudia Weikert, Beltz&Gelberg 2022, 13 Euro

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