Manche Bücher sind wunderschön und todtraurig gleichzeitig, und das ist auch genau richtig so. Dieses Buch erzählt von Erinnerung, Trauer, Verlust, Liebe und der Bewahrung von Gedanken und Ideen, die wir oft dann erst in ihrem Ganzen erkennen, und wie wichtig deren Bedeutung für uns persönlich ist, wenn deren Schöpferin nicht mehr unter uns ist.
Mom Chioma ist gestorben. Alle, für die sie wichtig war, treffen sich in ihrer Wiener Wohnung, um sich an sie zu erinnern, um gemeinsam zu weinen und zu feiern – beides. Und Mom Chioma wollte ohnehin lieber letzteres.
Als Erinnerung an Linda Nkechi Louis entstand ein Bilderbuch, das viele wichtige Dinge in sich vereint. Und egal, ob die Leser_innen deren Protagonist_innen kannten oder nicht: Es ist ein Buch für alle, groß und klein. Egal, ob es im eigenen Umfeld einen Verlust gab, Trauer aufgrund von Krankheit und Tod oder nicht. Das Buch thematisiert all dies, unaufgeregt und in wenigen Worten – denn all das ist immer auch so oder ähnlich Teil unseres Alltags, unseres Lebens. In einer stimmigen Mischung aus Englisch und Deutsch, nicht wortwörtlich übersetzt, sondern – wie auf der letzten Seite von den Buchmacher_innen erklärt wird:
“Henrie und Lilly haben ausprobiert, welche Sätze auf Englisch und welche auf Deutsch am besten zu den Bildern und der Geschichte passen.”
Das ist schön und am Punkt, nicht nur für zweisprachig aufwachsende Kinder, sondern für alle, die unterschiedliche Sprachen in ihrem Alltag verwenden. Oder auch für mein Kind, die zwar noch kein Englisch versteht, aber den Klang mag, und auch keine Übersetzung hören mag, sondern das Original. Und es passt zu den verschiedenen Perspektiven, die im Buch zusammentreffen. Vor allem aber erzählt Bezugskind Tery von Chioma, die sie schmerzlich vermisst und kleine und große Dinge des Erinnerns einfließen lässt.
Die Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur hat eine ganz wunderbare Rezension inklusive Nacherzählung der Buchpräsentation im Wiener Planet 10, deren Namensgeberin und Mitbegründerin Linda war, geschrieben, der wir uns vollinhaltlich nur anschließen können.
Ein Buch für alle. Danke an das Macher_innen-Kollektiv – ihr habt da etwas ganz Beeindruckendes für eine beeindruckende Frau geschaffen: Ein Erinnerungsbuch, ein monumentaler Grabstein, ein lebendiges Denkmal, eine Geschichte zum immer wieder Lesen. Weil auch der Tod zum Leben dazugehört.
Lilly Axster & Christine Aebi mit / with Henrie Dennis & Jaray Fofana: Ein bisschen wie du / A little like you (zaglossus)