Im Wiener bahoe books-Verlag erschien im Februar 2017 das erste Kinderbuch. Es handelt von der Straßenhündin Cora, die gern von ihrem Rudel anerkannt und bewundert werden möchte und doch nur von diesem beleidigt und ausgegrenzt wird. Obendrein hat Cora ein Geheimnis – sie ist mit dem Straßenkater Carlos befreundet und gemeinsam gehen sie auf Beutezug, damit Cora der Alphahündin nur die besten Leckerbissen vorlegen kann, in der Hoffnung ein bisschen mehr geliebt und akzeptiert zu werden. Dass Carlos und Coras Beziehung von der Rudel-Chefin entdeckt wird, stellt ihre Freundschaft auf eine harte Probe. Am Ende entscheiden sich beide füreinander und verschwinden in einen Stadtteil, in dem alle Tiere gemeinsam ohne Angst und Rivalität leben können.
Du hast immer die Wahl gegen den Gruppendruck und für die Freund_innenschaft – das ist die schöne Kernaussage dieses nett gezeichneten und in Reimen erzählten Buchs. Für Erstleser_innen wäre zwar die Schriftgröße perfekt, doch sind die Sätze dann eher komplex und zum Vorlesen praktikabler. Das Kinderbuch regt zum Nachdenken und Diskutieren über Hierarchien in sozialen Zusammenhängen, Gruppendynamiken und Ausschlüssen an und lässt am utopischen Ende Platz für Träume nach einem besseren Ort.
Ein bisl nervt mich bei diesem Buch (wie bei vielen anderen aus dem Verlag) der Österreich-Sprach-Fetischismus*, der bei “Cora und Carlos” bereits am Cover beworben wird (Auf Österreichisch!). Es ist durchaus lustig, hin und wieder einen Dialekt-Ausdruck lesen zu dürfen, die damit einhergehende Sprachhierarchie oder zumindest das Einschwören auf eine österreichische oder wienerische Sprech-Identität find ich schlicht unnötig.
Julia Makoschitz: Cora und Carlos – Eine besondere Freundschaft (bahoe books)
* Genau dazu hat jüngst Linda Supik im Interview in anschläge VIII/2017 sehr viel Schlaues gesagt. “Das können Kinder an Schulen (Anmerkung der Autorin: gemeint ist in österreichischen) häufig erleben, wenn sie Bundesdeutsch sprechen und der Lehrer etwa antwortet: “Erst mal auf Österreichisch!”. (…) Ich finde es hochproblematisch, dass an Schulen so viel über das österreichische Deutsch und dessen Unterdrückung gesprochen wird, gleichzeitig aber Schüler_innen ausgegrenzt werden, die nicht das österreichische Deutsch aussprechen können.” Aktuell ist der Text nur in der Printausgabe verfügbar.
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