Zum Kindergruppenbeginn bekamen wir das Buch “Meine liebsten Kindergartengeschichten” von Christa Kempter und Sigrid Leberer geschenkt. Ich musste sofort an die aktuelle Heimspiel-Kolumne in den an.schlägen denken:
“Eins noch, und das gilt für alle Beteiligten: Die nett gemeinten „Bald komme ich in den Kindergarten“-Bücher, ein No-Go! Diese schmeißen alle oben genannten Tipps mit ihren klischeehaften Darstellungen über den Haufen und zeigen vielmehr, wie es im Kindergarten ganz sicher nicht sein wird. Schon gekauft? Vielleicht finden sie Verwendung zwischen Joghurtbechern, Alufolie und Tixo …”
Kurz durchgeblättert hab ich es zumindest, blieb aber gleich auf der, wahrscheinlich gut gemeinten, pro forma Gender-Awareness-Seite, mit der Überschift “Auch Mädchen dürfen Ritter (sic!) spielen” hängen.
Die Geschichte geht so: Der Junge will zuerst nicht, dass das Mädchen mitspielt, ein anderer findet es aber ok und erlaubt ihr, eine Ritterin zu sein. Ihr Helm wird mit Papierblumen und einem Schleier geschmückt und dann wird eine Ritterhochzeit gefeiert. Ende.
Was ist denn das bloß immer mit dem Heiraten? Wie auch schon im zuvor vorgestellten Piratinnenbuch scheint es oft zu einem zentralen Thema für weibliche Kinderbuchfiguren gemacht zu werden. Auch im echten Leben ist dies der Fall, wie feministmum in ihrem Blog schreibt:
Hier wird Hetero- und Paarnormativität konstruiert. Es wird schon den Kleinsten (auch wenn sie es nicht direkt verstehen) vermittelt, dass Heterosexualität die ideale Lebensform ist. Das Mädchen süß sind und es als erstrebenswert gilt später ein süßes Mädchen zu heiraten. Mädchen werden als Objekte dargestellt (sie werden geheiratet). Eigenes Handeln scheint für sie nicht vorgesehen. Mädchen sind anders. Mit ihnen ist man nicht befreundet oder spielt mit ihnen. Man verehrt sie oder heiratet sie. Spätestens in zwei Jahren werden uns die Kinder erklären, dass das so ist.