Neulich in ‘ner Bahnhofsbuchhandlung beim Warten auf den verspäteten Zug entdeckt – und aufgrund des Covers zunächst interessiert durchgeblättert: „GRUNDSCHULWISSEN EXPERIMENTE“ aus dem Duden Verlag. Dröger Titel, klasse Buch. 50 Experimente, die fast alle mit in so ziemlich jedem Haushalt verfügbaren oder leicht zu beschaffenden Materialien(Schüsseln, Joghurtbecher, Luftballons etc.) für Kinder allein lesbar, verständlich und tatsächlich auch durchführbar sind.
Die Versuchsaufbauten sind sehr anschaulich beschrieben: Klare, kurze Sätze in auch für Leseneulinge nicht zu kleinen Buchstaben, zusätzlich ist alles Step by Step bebildert. Jedem Experiment ist eine Doppelseite zugedacht; die Doppelseiten sind übers ganze Buch hinweg immer gleich strukturiert, nicht überfrachtet und gut nachvollziehbar. Ein Buch, das, so scheint mir, wirklich in sich stimmig ist.
Was mir zusätzlich besonders gut gefällt und auch Anlass für diese Rezension gab, ist Folgendes: Der Duden Verlag probiert mit diesem Buch – aus meiner Sicht gekonnt – , althergebrachte Rollenklischees nicht zu verstärken, sondern stattdessen aufzubrechen:
Ohne, dass es jemals aufdringlich im Vordergrund steht, ist im Buch Gender Diversity meinem Eindruck nach wirklich super umgesetzt. Durch das Buch führt ein Mädchen namens Luzie, die ungefähr im selben Alter wie die Zielgruppenkinder¹ des Buches sein dürfte. Sie experimentiert gern und taucht zum Beispiel in den Experimente-Anleitungen immer wieder auf. In den Grafiken zu den Experimenten sind zudem unterschiedliche weitere Kinder abgebildet. Hier hat der Verlag bzw. das Team aus Autorin und Illustrierenden offensichtlich – allerdings noch viel zu zaghaft – sogar versucht, weitere Diversitätskriterien wie Augen-, Haar- und Hautfarbe zu berücksichtigen (ausdrücklich noch ausbaufähig; wirklich dunkelhäutige Kinder sind bei den Zeichungen leider -noch?- nicht dabei). Auch bei den Fotografien, die sich im Buch wiederfinden, wurde diese Linie weitergeführt, und in der Einleitung heißt es: „Als Forscherin und Forscher musst du bestimmte wissenschaftliche Arbeitsweisen üben und können(…)“ Das Buch ist in den Experimentiertexten dann durchgängig in der direkten Anrede in der Du-Form gehalten, sodass sich die Kinder, die mit dem Buch arbeiten, individuell angesprochen und wirklich gemeint fühlen können.
Mein Fazit: Ich habs dann gekauft. Die gerade mega-experimentierfreudige Siebenjährige im Hause manubloggt findet es total klasse.
¹Das Buch heißt „Grundschulwissen“; ich würde es aber nur ca. für die Altersgruppe ca. 1.Klasse (ggf. mit Vorlesehilfe, je nach Bedarf) bis einschl. 3. Klasse empfehlen – für die auch von Herzen. Für ältere (Grundschul-)Kinder sind die Texte und Erklärungen vielleicht doch schon zu kurz, da gibts dann andere gute Bücher, die ich vorziehen würde.
Christina Braun (Autorin), Barbara Scholz (Illustratorin), Niklas Böwer (Illustrator): Grundschulwissen Experimente. Duden, 2011.