Piratentochter ahoi! #vorlesefieber

Diese Rezension ist ein Beitrag zur Blogparade #vorlesefieber zum Schweizer Vorlesetag, den Eliane von MINT & MALVE initiiert hat. Sie bloggt sonst über die Bücher, die sie selber gerne liest oder ihren Töchtern vorliest und ist überzeugt, dass Bücher uns in neue und andere Welten entführen, uns über unsere Nasenspitze oder noch besser unseren Gartenzaun hinwegblicken lassen. Eine besondere Schwäche hat sie für schön illustrierte Kinderbücher und für Romane mit viel Humor, Sprachwitz und knackig schnoddriger Schreibe. Eliane wohnt mit ihren Töchtern (4 und 1.5) und deren Papa in der Schweiz, im Kanton Aargau. Beruflich treibt sie sich meistens in Basel und Zürich rum und kommuniziert in die Welt hinaus.

„Käpten Knitterbart und seine Bande“ von Cornelia Funke und Kerstin Meyer kommt vorerst daher wie ein ganz gewöhnliches Piratenabenteuer. Darin versteckt sich aber eine witzige Geschichte über ein starkes Mädchen.

Typische Seeräubergeschichte?

Käpten Knitterbart ist ein Pirat wie er im Buche steht: ein Raubein, ein ungehobelter, brutaler Kerl mit ungepflegtem, rotem Riesenbart und ebenso derber, rücksichtsloser Bande. Kurz: Der Schrecken der Meere. Vor Käpten Knitterbart ist nichts sicher, nicht mal die Kochtöpfe der geenterten Schiffe, die Rumfässer schon gar nicht.

Soweit, so gewohnt. Doch dann trifft Käpten Knitterbart auf das von Molly, die gerade Ferien hat und unterwegs ist zu ihrer Oma. „Schiff“ ist leicht übertrieben, eher ein Boot, eine Nussschale. Und Molly ist ein kleines mit roter Mähne. Käpten Knitterbart, der Fiese Fredy, Harald die Holzhand und Co. Nehmen Molly kurzerhand als Geisel, um von ihren Eltern Lösegeld zu erpressen. Leicht verdientes Geld möchte man meinen!

Aber da haben die Seeräuber die Rechnung ohne Molly gemacht. Sie denkt nämlich nicht daran, den Namen und die Adresse ihrer Eltern rauszurücken. Sie schuftet an und unter Deck, muss die Piraten bedienen, Kartoffeln schälen und das Deck schrubben und immer wieder fragt Käpten Knitterbart nach ihren Eltern. Doch Molly schweigt eisern und plant ihre Rettung.

David gegen Goliath

Zu viel sei hier über die weitere Handlung nicht verraten, aber naht in Form von Mollys Mutter, der Wilden Berta und ihrer weiblichen Piratenbande. Und Rache ist bekanntermassen besonders süss. So entwickelt sich „Käpten Knitterbart und seine Bande“ von der vermeintlich typischen Piratengeschichte zu einer David-gegen-Goliath-Geschichte über ein kleines Mädchen, das sich nicht einschüchtern lässt, den starken Männern die Stirn bietet, mit List und Tücke Hilfe holt und es dem Fiesen Freddy und den anderen fiesen Typen so richtig zeigt.

Als Vorleser_in und Zuhörer_in bangt, leidet und freut man sich so richtig mit der kleinen Molly und ihrer starken Mutter mit. Und ja, Schadenfreude ist die schönste Freude. Cornelia Funkes für Kinder ab vier Jahren ist also nicht überkorrekt, kommt nicht mit der Moralkeule daher und ist auch nicht ganz frei von Klischees (die Segel von Mollys sind geblümt, die Frauen tragen mehrheitlich rote und Kleider und legen Wert auf schöne Fingernägel). Genau das macht aber den Charme des Kinderbuches aus: dürfen auch fies sein und gleichzeitig Wert auf ihr Äusseres legen. Von mir gibt’s deshalb eine dicke Leseempfehlung für „Käpten Knitterbart und seine Bande“!

Wer mehr klischeefreie Buchtipps mit starken Mädchen, Jungs in Blümchenstrumpfhosen oder coolen Omas sucht, wird bei MINT & MALVE unter dem Tag „klischeefrei“ fündig.

Cornelia Funke: Käpten Knitterbart und seine Bande (Oetinger)

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