Herr Seepferdchen

"Sie müssen sehr glücklich sein."
“Sie müssen sehr glücklich sein.”

So wie die anderen mir bekannten Kinderbücher von Eric Carle („Die kleine Raupe Nimmersatt“ und „Der kleine Käfer Immerfrech“) überzeugte mich dieses Buch vor allem wegen der wirklich sehr schönen Illustrationen der Seepferdchen und anderer Meerestiere. Besonders sind auch die Folienseiten, hinter denen sich verschiedene Fische gut verstecken.

Die selbst klang vielversprechend; bei genauerer Betrachtung ist sie zumindest ganz nett. Auch das scheint mir ein Merkmal der Bücher von Eric Carle zu sein. Vermutlich sind hochgeschraubte Erwartungen an eine wie auch immer besondere Aussage ohnehin eher ein Thema für Erwachsene. Immerhin gibt sich auch Carle im Klappentext recht ambitioniert, wenn er behauptet, sich „den entscheidenden Lebenserfahrungen kleiner Kinder in einer Tiergeschichte“ zu widmen. Die mindestens 20-jährige Auseinandersetzung mit diversen Abhängigkeiten von den Eltern damit anzusprechen, dass ein aus dem Bauch geschlüpftes Seepferdchen-Baby am Ende der Geschichte vom Papa hört, jetzt „alleine zurechtkommen“ zu müssen, ist höchstens zum Drüberstreuen.

Das eigentlich Interessante ist, dass nicht nur „Herr Seepferdchen“ seinen Nachwuchs in der Bauchtasche hat, sondern auch „Herr Buntbarsch“, „Herr Kurter“ und „Herr Seenadel“ die ihrer im Maul, am Kopf und am Bauch austragen. Über solch fürsorgliche Identifikationsfiguren freut sich doch jeder Vater. Auch die Fische selbst scheinen sich ihres Vorbildcharakters bewusst zu sein und wirken jedenfalls sehr stolz, wenn nicht sogar etwas zu sehr von sich eingenommen. „Sie müssen sehr glücklich sein“, „Sie sollten stolz auf sich sein“ oder „Das machen Sie großartig“ lassen sich die Väter im Vorbeischwimmen wissen. Auch wenn ich noch nie gelesen habe, dass das eine Mutter der anderen sagt, ist ein positives Elternbild doch auch etwas Gutes. Und die Folienseiten sind vermutlich noch viel besser.

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