Feminismus zum Mitmachen

An wen sich das richtet, wird gleich zu Beginn geklärt. „Findest du, dass alle Menschen – egal welchen Geschlechts – gleich sind? Ja? Cool, dann lies weiter! Nein? Ernsthaft jetzt? Boah, ok…

Alle, die den Test bestanden haben, dürfen die Buntstifte zücken und sind zur horizonterweiternden, kreativen und partizipativen Auseinandersetzung mit dem Thema Feminismus eingeladen. Es gibt es allerhand Seiten zum selber ausfüllen: Da können zum Beispiel Menstruationstassen zweckentfremdet oder T-Shirts mit feministischen Botschaften verziert werden.

Die Autorin erklärt den Bechdel-Test, gibt ein paar Beispiele von Filmen, die ihn bestehen und regt an weitere hinzufügen. Ähnlich funktioniert ihr feministischer Buchclub: Ein paar Werke sind vorgegeben, der Rest kann selbst vervollständigt und bewertet werden. Feministische Superheldinnen werden in Form von Sammelkarten dargestellt, die Auswahl der bereits abgebildeten Frauen finde ich durchaus gelungen.

Dazwischen sich einige Rätselaufgaben, zum Beispiel ein Fehlersuchbild zum Thema Gendermarketing für Kinder, ein -Kreuzworträtsel und ein Quiz, bei dem Geschlechtsidentitäten mit der korrekten Definition verbunden werden sollen.

Nicht zuletzt aufgrund der kurzen, theoretischen Inputs ist das für (auf jeden Fall auch jugendliche) Feminismusinteressierte anschaulich und lehrreich, aber ich fand die Aufmachung auch als quasi langjährige Kampfemanze überraschend gut. Gemma Corell geht humorvoll und niederschwellig aber nicht plump mit dem Thema um. Klar liegt der Schwerpunkt ein bisschen auf bürgerlichem Feminismus aber auch linke Theoretikerinnen sind vertreten. Intersektionalität wird immer mitgedacht. Dieser Begriff wird neben einigen anderen im Glossar erklärt.

„Intersektionalität: der Ansatz, dass Feminismus ALLE FRAUEN – nicht nur weiße, nicht behinderte oder cisgender – inkludiert.“

Das einzige was mich wirklich stört ist – und ich komme mir leider eine hängengebliebene Schallplatte vor, wenn ich sowas bekrittle – dass im das generische Maskulinum verwendet wird. So ist zum Beispiel „Freunde“ zu lesen, obwohl höchstwahrscheinlich „Freund_innen“ gemeint sind. Ich kenne kaum ein Buch, in dem geschlechtergerechte angewendet wird, ich nehme das seufzend hin, aber gerade bei einem Werk dass sich positiv auf Feminismus bezieht, komme ich mir dann schon ein kleines bisschen veräppelt vor (das vorliegende ist nicht das einzige, dasselbe gilt unter anderem auch für „Good Night Stories For Rebel Girls“, „Weltgeschichte für junge Leserinnen“ und „Unerschrocken. 15 Portraits außergewöhnlicher Frauen“ . Gendern keine Erfindung um anderen auf die Nerven zu gehen, sondern macht Sinn. prägt massiv unser Bewusstsein und unsere Vorstellung von Geschlechterrollen, Sprache verändert unser Denken. Übrigens: Dass Sternchen oder Unterstriche verwendet können und gleichzeitig an anderen patriarchalen Fronten gekämpft werden kann, beweisen tagtäglich Unzählige, no big deal eigentlich!

Gemma Correll: Das feministische Mach-Mit- (Kunstmann)

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