Ene, Mene, Missy! Feminismus für Jugendliche

Die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin ist unter anderem Mitgründerin, Mitherausgeberin und Chefredakteurin des Missy Magazines. Über Feminismus, vor allem im Zusammenhang mit Popkultur, schreibt sie schon viel länger und für verschiedene Medien (Ich habe mich selten so verstanden gefühlt, wie nach der Lektüre ihres Artikels über Hello Kitty und Feminismus in der Intro. Das war 2002 und ich war selbst noch Teenager. Die Ausgabe mit dem hübschen Cover habe ich bis heute aufgehoben – siehe Foto oben).

Bisher hat an zwei Büchern für mitgewirkt: Mach’s selbst: Do it yourself für Mädchen und Glückwunsch, du bist ein Mädchen!: Eine Anleitung zum Klarkommen. Mit Ene, mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus hat sie ein solides Sachbuch für Jugendliche herausgebracht.

Theorie und Popkultur

Zum einen gibt es in dem Buch vielseitige Theorie-Inputs. Die Autorin listet schockierende, überraschende und aufrüttelnde Zahlen, Daten und Fakten rund um die strukturelle Schieflage der Geschlechterverhältnisse auf und gibt einen Überblick die verschiedenen feministischen Strömungen, von Anarchafeminismus („Spricht sich gegen autoritäre Strukturen, Kapitalismus und die patriarchale Instituion der Ehe sowie für freie Liebe aus.“) über Karrierefeminismus („Wird dafür kritisiert, dass er nichts an den bestehen patriarchalen, kapitalistischen Strukturen ändern will, die die Welt in Arm und Reich teilen, sondern nur einigen wenigen, meist sowieso schon privilegierten Frauen den Aufstieg erleichtern soll.“) bis hin zu Women-Of-Color-Feminism („[…] kritisiert dass die Anliegen weißer, gebildeter Frauen aus der Mittelschicht im Feminismus bis jetzt immer als allgemeingültig angesehen wurden und fordern mehr Sichtbarkeit der speziellen Kämpfe von Women of Color.“

Zur Auflockerung zwischen der (eigentlich eh gar nicht so, weil richtig gut geschrieben) trockenen Theorie werden immer wieder leichtere Themen mit Popkulturbezug abgehandelt. Über Stars und ihre Liebe zum Feminismus zum Beispiel oder über feministische Superheldinnen in Comics.

Praxistipps und Strategien

Besonders toll sind die handlungsorientierten Tipps für den Alltag. Eismann gibt Hilfestellungen, was man auf die besonders blöden aber ständig wiederkehrenden Fragen („Ist Feminismus nicht eine Diskriminierung von Männern?“ „Sind andere Probleme nicht viel wichtiger als Feminismus, wo Frauen doch heute oft die gleichen Rechte haben wie Männer?“) mit denen man als bekennende Feministin ständig konfrontiert ist, antworten kann. Im Kapitel „Praxischeck“ gibt es Ideen, Tipps und Inspiration, wie Feminismus praktiziert werden kann, etwa in Bezug auf Schönheitsnormen, Shaming-Strategien, oder Rassismus.

Feministisch durchs Jahr 

Abgerundet wird das Buch mit einer Führung durch den feministischen Jahreskreis: Ein Überblick über sämtliche Kampf- und Feiertage zum durchs Jahr feiern und protestieren. Wie das gehen könnte, wird in dem großartigen Kapitel über Proteststrategien erläutert.

Das Buch und seine einzelnen Kapitel sind sehr gut durchdacht und einfach und klar geschrieben. Man braucht weder Abitur/Matura und schon gar keinen Abschluss in Gender Studies um es zu lesen. Ene,mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus ist ein stabiles Einsteiger_innenwerk für Interessierte ab 14 und gibt einen wirklich guten Überblick über alles, was man über Feminismus wissen soll.

Sonja Eismann: Ene, mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus (Fischer, 2017)

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